Zurück
Indien
22 September 2024

Unverfälschtes Indien

Reisezeitraum: 22.09.2024 – 07.10.2024 (16 Tage), einmalige Reise in einer Kleingruppe

Wir tauchten ein in das ursprüngliche Indien, abseits der gängigen Touristenpfade. Diese einzigartige Entdeckungsreise führte uns zu kulturellen und spirituellen Highlights, wie den beeindruckenden Höhlentempeln von Ajanta und Ellora, und in das charmante Städtchen Maheshwar am Narmada-Fluss. Erleben Sie mit uns in diesem Blog das pulsierende Leben in Mumbai und die spirituelle Aura von Varanasi. Begleitet wurde die kleine Reisegruppe von den Indienspezialisten Beat Niederer und Hans Wettstein. Sie brachten der Gruppe Indien durch ihre langjährige Erfahrung auf besondere Weise näher.

Die Reisevorbereitung

Ein Visum ist für Indienreisen unverzichtbar. Empfehlenswert ist das e-Visum mit einer Gültigkeit von 5 Jahren.

Reisetagebuch 

Sonntag, 22. September – Anreise nach Mumbai

Unsere Reisegruppe traf sich am Flughafen Zürich. Der Direktflug mit «Swiss Airlines» brachte uns in nur sieben Stunden in die Megacity Mumbai. Kurz vor Mitternacht erreichten wir unser Hotel im lebendigen Stadtteil Colaba. 

Montag, 23. September – Mumbai entdecken

Mumbai ist eine Stadt der Gegensätze, Moderne und Tradition begegnen sich hier auf Schritt und Tritt. Unsere Reiseleiterin Nuthan führte uns zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt und gewährte uns einen Einblick in das pulsierende Leben der Stadt, von der man sagt, sie schlafe nie.
Unser Tag begann im «Mani Bhawan», dem ehemaligen Wohnhaus von Mahatma Gandhi, in dem er zwischen 1917 und 1934 lebte. Hier initiierte Gandhi 1919 den berühmten Salzmarsch Satyagraha – ein Meilenstein im Kampf für die Unabhängigkeit Indiens. Das Haus ist heute ein Museum. Besonders schön: Die Vitrinen, in denen die wichtigen Stationen Gandhis Lebens mit detailverliebten Puppen dargestellt sind.
 

Bahnhof Churchgate

Weiter ging es zum Bahnhof Churchgate, einem Dreh- und Angelpunkt des städtischen Lebens. Hier arbeiten die berühmten Dabba Wallas, die tagtäglich Tausende von Lunchboxen mit einer beeindruckenden Präzision verteilen – ein logistisches Wunder.
Bei der Fahrt durch den Süden Mumbais passierten wir den Wohnturm «Antilia», das Anwesen des Milliardärs Mukesh Ambani. Mit seinen 27 Etagen gilt es als das teuerste Wohnhaus der Welt – ein Symbol für die Extreme dieser Stadt und trotzdem keine Augenweide.
Einen spirituellen Moment erlebten wir beim Besuch des «Siddhi Vinayak Ganesh Tempels», dem populärsten Tempel Mumbais. Es heisst, hier würden alle Wünsche erfüllt…
Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch im Instrumentenshop von Haridas Vhatkar, dessen Sohn Manoj heute den Betrieb leitet. Hier entstehen die besten Tabla-Trommeln Indiens, auf denen Künstler wie Zakir Hussain spielen. Ich hatte die Möglichkeit, ein paar Tablas zu bestellen und sogar einige selbst auszuprobieren. Was immer wieder verwundert: Dieser berühmte Shop befindet sich in einem winzigen Lokal direkt an einer vielbefahrenen Hauptstrasse.
 

Dhobi Ghat

Am Dhobi Ghat bestaunten wir die traditionelle Kunst des Wäschewaschens in offenen Becken. Auf den Dächern wird die Wäsche getrocknet – eine Technik, die schon seit Generationen angewendet wird. Ein Gedanke, der uns zum Schmunzeln brachte: Wird unsere Hotelwäsche wohl auch hier gewaschen?
Nach einem Rundgang durch den lebhaften Crawford Markt, wo exotische Früchte, Gewürze und Blumen verkauft werden, liessen wir den Abend im «Leopold Café» ausklingen. Mit seinem nostalgischen Flair ist es eine Institution in Mumbai. Ein kaltes Bier und Chicken Tikka machten den Tag perfekt – ein Stückchen Geschichte auf dem Teller, begleitet von der lebhaften Atmosphäre des Cafés, das nicht erst seit dem Buch «Shantaram» eine Legende ist...
 

Dienstag, 24. September – Haji Malang Sufi Shrine

Ein Tagesausflug führte uns zum Haji Malang, einem einzigartigen Wallfahrtsort, der hoch auf einem Berghügel thront. Wunderschön gelegen, zieht dieser Kraftort seit Jahrhunderten gleichermassen Hindu- und Muslim-Pilgerinnen und Pilger an. Der Aufstieg beginnt mit einer Fahrt aus der Megastadt Mumbai hinaus aufs Land, vorbei an der beeindruckenden neuen Brücke von Navi Mumbai.
Für die angekündigten 1500 Stufen bis auf den Berg – 5 Kilometer und 424 Höhenmeter – benötigen wir in der tropischen Hitze fast zwei Stunden. Der Schweiss fliesst, die Beine brennen, doch die Aussicht vom Sufi-Schrein, der von einer spirituellen Aura umgeben ist, entschädigt für die Anstrengung. 
Von hier oben sehen wir, wie der Bau der Standseilbahn, die künftig den Aufstieg erleichtern soll, fast abgeschlossen ist. Ein weiterer steiler Pfad führt zu einem nahegelegenen Hindutempel, doch unsere Kräfte sind erschöpft. Wir geben auf und geniessen stattdessen die atemberaubende Aussicht auf die umliegende Landschaft. 
Den Abend lassen wir entspannt ausklingen, mit einem Dinner im renommierten Fischrestaurant «Trishna». Hier treffen sich ausländischen Geschäftsleute, die in Mumbai tätig sind. Zum Glück werden verschwitzte Touristen genauso freundlich bedient.
 

Mittwoch, 25. September – Dharavi und Aurangabad

Unser Tag begann am «Gateway of India», dem historischen Tor zu Mumbai, wo einst die Schiffe aus Europa anlegten. Dieser ikonische Ort ist nicht nur ein Symbol der Kolonialgeschichte, sondern auch ein lebendiger Treffpunkt.
Direkt gegenüber liegt das legendäre Hotel «The Taj Mahal Palace», wo wir uns auf eine kleine Shoppingtour begaben. Die exklusiven Boutiquen des Hotels laden zum Stöbern ein und vermitteln einen Hauch von Luxus.
Zum Mittagessen tauchten wir in die authentische Küche Südindiens ein. In einem charmanten kleinen Kerala Café im südindischen Viertel von Mumbai genossen wir köstliches Essen. Besonders beeindruckend war das Preis-Leistungs-Verhältnis: Für fünf Personen, inklusive Café und Tee, zahlten wir gerade einmal 12 Franken.

Dharavi

Am Nachmittag folgte der Höhepunkt des Tages: eine Tour durch Dharavi, den grössten Slum Mumbais. Doch diese Führung hatte wenig mit den typischen Vorstellungen eines Elendsviertels zu tun. Dharavi präsentierte sich uns vielmehr als lebendiges Netzwerk aus kleinen Unternehmen und kreativer Zusammenarbeit. Besonders fasziniert hat uns eine kleine Lederwerkstatt, in der unter dem Label «Dharavi» stilvolle Taschen und Rucksäcke mit viel Liebe zum Detail gefertigt werden. 
Im September ist Mumbai noch von der feuchten Hitze des Monsuns geprägt, und während unseres Rundgangs begann es leicht zu regnen. Wir spazierten zu unserem Bus und fuhren zum Flughafen, wo wir den Flug nach Aurangabad antraten.
 

Donnerstag, 26. September – Die Höhlentempel von Ajanta

Aurangabad, auf einer Höhe von 560 Metern gelegen, empfing uns mit einer angenehmen Frische, die einen willkommenen Kontrast zur schwülen Hitze Mumbais darstellte. Die Region ist ein industrielles Zentrum: Fabriken von Automarken wie VW und Audi sind hier angesiedelt, ebenso wie Bierbrauereien von Kingfisher, Foster und Carlsberg. Laut unserem Guide Sanjay beanspruchen diese Brauereien den grössten Teil des Trinkwassers der Region…

Die Höhlen von Ajanta

Mit einem viel zu grossen, aber sehr bequemen Bus fuhren wir zu den weltberühmten Höhlentempeln von Ajanta, die von grünem Wald und plätschernden Wasserfällen umgeben waren – eine Folge der ausgiebigen Regenfälle der Saison. Diese Höhlen, ein UNESCO-Weltkulturerbe, wurden ab 200 v. Chr. von buddhistischen Mönchen direkt aus dem Felsen gehauen und erst 1819 von einem britischen Offizier, John Smith, während einer Tigerjagd wiederentdeckt. Smiths in eine Freske eingeritzte Unterschrift mit dem Entdeckungsdatum ist noch heute sichtbar und führte in der Gruppe zu einer lebhaften Diskussion: Vandalismus oder historische Geste?
Hanuman-Langurenaffen turnten fröhlich herum, während eine grosse Pilgergruppe aus Bhutan die Stätte erkundete. Wir waren überrascht, wie wenige Touristen hier anzutreffen waren.
Schon die erste Höhle hinterliess uns sprachlos. Die filigranen Fresken, die Geschichten von Mitgefühl und Weisheit erzählen, reichen bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. zurück. Besonders beeindruckte uns die Darstellung des Bodhisattva Padmapani in der ersten Höhle. Diese Wandmalerei aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. mit dem Buddha und der Lotusblume gilt als eines der bekanntesten Kunstwerke der Ajanta-Höhlen. 
Auch die Fresken in anderen überraschen mit lebendigen Farben und detaillierten Darstellungen. Besonders eindrücklich ist die Statue der liegende Buddha, der in meditativem Frieden ruht. Seine friedvolle Ausstrahlung ist regelrecht ansteckend. «Wir kommen wieder», versprechen wir dem liegenden Buddha hoch und heilig.
 

Freitag, 27. September – Ellora und Aurangabad

Der heutige Ausflug führte uns nach Ellora, etwa eine Stunde von unserem Hotel entfernt. Auf dem Weg dorthin machten wir einen kurzen Halt in Khuldabad, um den Sufi-Schrein zu besichtigen, in dem sich die Grabstätte des Mogul-Kaisers Aurangzeb befindet. Es ist ein schlichter Ort, der wohl die Bescheidenheit des Herrschers widerspiegelt. Er soll sich ausdrücklich ein einfaches Grab gewünscht haben. Hierher kommen, verrät uns unser Guide auch Hindupaare. Wer am Grab betet, erklärt er, darf in den Monaten danach Nachwuchs erwarten.
Die Tempelanlagen von Ellora, ein UNESCO-Weltkulturerbe, gehören zweifellos zu den beeindruckendsten Zeugnissen antiker Architektur. Die Besichtigung der hinduistischen, jainistischen und buddhistischen Höhlentempel, die aus massivem Stein gehauen wurden, war ein absolutes Highlight. Besonders der Kailash-Tempel, der Shiva gewidmet ist, sticht hervor. Dieses Meisterwerk wurde unter der Herrschaft von König Krishna errichtet und vollständig aus einem einzigen Basaltfelsen gehauen. Über 200’000 Tonnen Fels mussten dafür abgetragen werden. Die schiere Grösse lässt einen staunen – es ist kaum vorstellbar, wie dieses Meisterwerk ohne moderne Werkzeuge realisiert wurde.
 

Mini Taj Mahal

Nach dem Besuch in Ellora ging es zurück nach Aurangabad, wo wir das berühmte Grabmal Bibi Ka Maqbara, auch bekannt als das Mini-Taj Mahal, besichtigten. Dieses Bauwerk wurde 1679 von Azam Shah, dem Sohn des Mogul-Kaisers Aurangzeb, als Mausoleum für seine Mutter Dilras Banu Begum errichtet. Die weitläufige Gartenanlage und die ruhige Atmosphäre machen diesen Ort zum perfekten Anschlussprogramm zur quirligen Atmosphäre in Ellora. 
Ein wenig wehmütig kehrten wir zurück zum Flughafen. Mit einem verspäteten Flug ging es nach Mumbai, wo wir nach Mitternacht in unserem Transithotel ankamen. 
 

Samstag, 28. September – Maheshwar

Wenige Stunden nach Ankunft mussten wir schon wieder los. Nach einem kurzen Flug von Mumbai nach Indore erreichten wir etwas schlaftrunken, aber voller Vorfreude, den Airport, wo unser lokaler Guide Manoj bereits auf uns wartete. Von dort aus führte uns eine Fahrt über den Mumbai-Delhi Highway nach Maheshwar. 
Am Nachmittag angekommen, bezogen wir unser Heritage Hotel «Ahilya Fort», das direkt am Ufer des heiligen Narmada-Flusses liegt. Das Hotel, ein restaurierter Palast, bietet nicht nur einen atemberaubenden Blick auf den Fluss, sondern auch eine Ruhe, die wie Balsam für die Seele wirkt. Wir nutzten die entspannte Atmosphäre, um am Swimmingpool zu relaxen und die herrliche Umgebung auf uns wirken zu lassen.
Später am Abend unternahmen wir eine Bootsfahrt auf dem Narmada-Fluss, dessen Wasser eine tiefe spirituelle Bedeutung für Millionen von Menschen hat. Der kleine Shiva-Tempel in der Mitte des Flusses lud zum Verweilen und Sinnieren ein. Der Sonnenuntergang über dem Fluss verstärkte die magische Stimmung dieses besonderen Ortes.
Das Dinner im Ahilya Fort, serviert im stimmungsvollen Innenhof bei Kerzenlicht, war ein kulinarisches Highlight. Die lokalen Spezialitäten und die kreative Fusion-Küche begeisterten uns jeden Abend aufs Neue. Maheshwar erinnert mit seinem entspannten Flair ein wenig an Varanasi vor 30 Jahren, eine Stadt, die Zeit und Hektik auf wundervolle Weise ausklammert.
 

Sonntag, 29. September – Mandu

Unsere Reise führte uns durch das dörfliche Indien nach Mandu, einer Stadt, die für ihre prachtvollen Ruinen bekannt ist. Auf einer Höhe von 630 Metern, im Vindhya-Gebirge, thront die ehemalige Festungsstadt, deren beeindruckende Anlagen aus der Mogulzeit stammen. Die Dimensionen sind überwältigend: 40 Kilometer Befestigungsmauern, durchbrochen von 12 Toren, schützen das Plateau, auf dem Mandu liegt. Innerhalb der Mauern befinden sich 12 künstliche Seen, die einst sowohl als Trinkwasserspeicher als auch zur Kühlung in der heissen Jahreszeit dienten.
Unser Besuch begann am berühmten Jahaz Mahal, dem Schiffspalast, dessen Architektur den Eindruck erweckt, als schwebe er zwischen zwei Seen. Seine elegante, schlanke Form spiegelt königliche Pracht und eine architektonische Meisterleistung wider, die uns staunen liess. 
Ein weiterer Höhepunkt dieser Anlage ist der Hindola Mahal, der «schwingende Palast». Seine charakteristisch schrägen Mauern, verleihen dem Bauwerk eine einzigartige Dynamik. 

Zurück im Hotel genossen wir im Innenhof des Hotels ein Konzert mit Hans Wettstein und einem lokalen Tablaspieler. Die indischen Hotelgäste waren sehr erfreut über den Musiker aus der Fremde, der ihre klassische Musik spielte.
 

Montag, 30. September – Erholung in Maheshwar

Maheshwar verzauberte uns mit jeder Stunde mehr und offenbarte uns die spirituelle Essenz, die diesen Ort so besonders macht: Unser Tag begann mit einer Yogastunde bei Niradhara, einer Amerikanerin, die seit über 15 Jahren in Maheshwar lebt. Sie leitet einen Ashram am Ufer des heiligen Narmada-Flusses, wo sie Frauen Sprachunterricht gibt und eine kleine Bibliothek führt. Nach der Yogaeinheit zelebrierte sie mit uns eine Feuerzeremonie, das Agni Hotra, ein spirituelles Ritual, das uns mit der jahrtausendealten Verehrung des Narmada verband. 
Später spazierten wir entlang des Flusses, vorbei an beeindruckenden Tempeln, die alle Lord Shiva geweiht sind, und den lebhaften Ghats, dem pulsierenden Herz von Maheshwar. Die Ahilya-Festung, in der wir wohnten, betrachteten wir diesmal von unten. Dieses architektonische Meisterwerk ist ein Zeugnis der Weitsicht von Rani Ahilyabai Holkar, der berühmten Königin, die im 18. Jahrhundert Maheshwar zu einem kulturellen und spirituellen Zentrum machte.
Bei einem Besuch in einer der kleinen lokalen Webereien bestaunten wir die Kunstfertigkeit der lokalen Weberinnen und Weber. Auf traditionellen Webstühlen entstehen hier die berühmten Maheshwari-Stoffe. Diese Stoffe, die häufig in Saris und Tüchern verarbeitet werden, sind nicht nur kunstvoll, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung armutsbetroffener Frauen in der Region.
Am Abend wagte ich mich auf eine besondere Unternehmung: Ich nahm mein Stand-up-Paddleboard, das ich extra aus Kerala mitgebracht hatte, und paddelte zum Baneshwar-Tempel in der Mitte des Flusses. Die Narmada misst beeindruckende 1’300 Kilometer und wird von Gläubigen verehrt, die oft den gesamten Lauf des Flusses entlangwandern – eine Reise, die bis zu zwei Jahre dauern kann. Meine «Erstbefahrung des Narmada auf dem SUP» machte Spass, als spirituelle Praxis kann ich meinen kurzen Ausflug wohl im Vergleich nicht abbuchen…
 

Dienstag, 1. Oktober – Von Maheshwar nach Bhopal

Unsere heutige Reise führte uns über Landstrassen nach Bhopal. Die Stadt ist für ihre Moscheen und Paläste bekannt, aber auch durch die tragische Chemiekatastrophe von 1984, die in die Weltgeschichte einging.
Die Fahrt bot uns einen Blick auf das ländliche Indien: grüne Felder, kleine Dörfer und das bunte Treiben entlang der Strassen begleiteten uns bis in die Hauptstadt des Bundesstaates Madhya Pradesh. 
Wir checkten in unser Hotel ein, den «Jehan Numa Palace», ein Palasthotel, das moderne Eleganz mit historischem Charme verbindet. Am Swimmingpool liessen wir den Tag ausklingen, reflektierten die Eindrücke und genossen die Ruhe nach einer langen Fahrt.
 

Mittwoch, 2. Oktober – Sanchi

Ein Ausflug führte uns von Bhopal aufs Land hinaus nach Sanchi, etwa 50 Kilometer entfernt. Auf einem 60 Meter hohen Hügel thront hier eine der am besten erhaltenen buddhistischen Stupas aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. In der Zeit von König Ashoka, als der Buddhismus in Indien noch stark verbreitet war, wurde diese beeindruckende Stupa errichtet. Sie zählt zu den schönsten buddhistischen Sehenswürdigkeiten Indiens. Besonders eindrucksvoll sind die kunstvollen Reliefs auf den Torbögen, die verschiedene Existenzen Buddhas darstellen. Unser lokaler, ziemlich redseliger Guide, erzählte uns das Leben Buddhas in kurzweiligen Geschichten. Sich nicht auf seine Erzählungen zu konzentrieren, war keine Option. 
Zurück in Bhopal unternahmen wir einen Heritage Walk durch die Altstadt. Hier offenbart die koloniale Architektur die reiche Geschichte der Stadt. Eine Station war die Moti Masjid, eine Moschee, die von der Herrscherin Sikander Begum, der damaligen Nawab von Bhopal, erbaut wurde. Schön, von einer Zeit zu erfahren, in der eine Frau eine so bedeutende Führungsrolle einnahm und ein solches Bauwerk in Auftrag gab.
Ein weiterer prägender Moment des Tages war der Besuch der Gedenkstätten und Gespräche über die Katastrophe von 1984, als in einem Werk von «Union Carbide» giftige Chemikalien austraten. Das Unglück kostete Tausende das Leben kostete und prägt bis heute die Erinnerungen und Geschichten der Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt.
 

Donnerstag, 3. Oktober – Varanasi – Stadt des Lichts

Heute standen gleich zwei Inlandflüge auf unserem Programm. Mit «Air India» flogen wir zunächst nach Delhi und von dort weiter nach Varanasi. Die jüngste Privatisierung der Airline hat offenbar Früchte getragen, denn der Service hat sich deutlich verbessert, und wir waren erleichtert, dass unser Anschlussflug nach Varanasi problemlos funktionierte.
Es ist für mich immer wieder ein besonderes Gefühl, in Varanasi anzukommen. Die Stadt am Ganges, eine der ältesten und spirituellsten Städte der Welt, hat eine ganz eigene Atmosphäre, die mich jedes Mal in ihren Bann zieht. Auf einer neuen Strasse fuhren wir direkt hinunter zum Assi Ghat und bezogen mein Stammhotel Ganges View mit Blick auf den heiligen Fluss.

Assi Ghat

Ein Wiedersehen besonderer Art gab es mit Jürgen Berg, einem alten Bekannten aus den 80er-Jahren, der seit Jahrzehnten in Varanasi lebt. Mit Jürgen unternahmen wir eine faszinierende Walking Tour durch die engen Gassen von Assi. Unser Weg führte uns unter anderem zum Lolarka Kund, einem heiligen Teich, der als «zitternde Sonne» bekannt und mit vielen alten Legenden verbunden ist.
Ein weiteres Highlight war der Besuch im Tulsi Akhara, wo wir die Kushti-Ringer beim Training beobachten konnten. Die traditionellen indischen Ringer trainieren auf Lehmböden und verkörpern eine jahrhundertealte Sporttradition, die in Varanasi noch lebendig ist.
Am Abend tauchten wir in die musikalische Seele der Stadt ein. Zuerst besuchten wir den Instrumentenbauer Radhey Shyam Sharma, dessen handgefertigte Musikinstrumente weit über Varanasi hinaus geschätzt werden. Danach trafen wir den Tablaspieler Kuber Nath Mishra in seinem Haus im Musikerviertel. 
Varanasi empfing uns einmal mehr mit offenen Armen und erinnerte uns daran, warum diese Stadt zu den faszinierendsten Orten der Welt zählt.

Freitag, 4. Oktober – Bootsfahrt auf dem Ganges

Morgens, noch vor Sonnenaufgang, beginnt der Tag in Varanasi mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Bereits im Hotel werden wir durch Lautsprecher geweckt, die das morgendliche Treiben am Ganges ankündigen. Am Fluss inszenieren junge Priester das Puja-Ritual, begleitet von Gebeten und Gesängen, während die Sonne über dem Ganges aufgeht. Auf ein Konzert auf einer Bühne folgt eine lautstarke Anleitung zu Yoga- und Atemübungen, der das Publikum eifrig folgt.
Um 8 Uhr unternehmen wir eine Bootsfahrt, die uns vom Assi Ghat bis hinunter zum Panchganga Ghat führt. Die Szenerie am Fluss hat sich seit meinem letzten langen Aufenthalt in den 80er- und 90er-Jahren kaum verändert. Es ist etwas sauberer geworden, doch die Atmosphäre am Ganges bleibt ist faszinierend wie eh und je. Leider ist nicht alles erfreulich: Das neue Ghat, das im Rahmen des «Kashi Vishwanath Corridor» gebaut wurde, fügt sich nicht harmonisch in die spirituelle Umgebung ein. Es wirkt grob und überdimensioniert.
 

Die Burning Ghats

Unser Boot stoppt am Manikarnika Ghat, dem berühmten Burning Ghat, wo Leichen am Ufer des Ganges auf Scheiterhaufen verbrannt werden – ein Ort, der das Leben und den Tod in ihrer unvermittelten Nähe zeigt. 
Zurück an Land erkunden wir gemeinsam mit Jürgen die engen Gassen der Altstadt. Unser Weg führt uns zu kleinen Tempeln und zur Gyanvapi-Moschee, von deren Dach aus man einen atemberaubenden Ausblick auf den Ganges hat. Der Chowk Bazar, der inzwischen zur Fussgängerzone umgestaltet wurde, ist voller Leben. Abseits des Trubels entdecken wir den kleinen, charmanten Adi Vishwanath Tempel, der in einer Seitengasse versteckt liegt.
Am Dasaswamedh Ghat kehrten wir in einen neuen Restaurantkomplex ein und genossen ein köstliches Masala Dosa. Hier erfuhren wir von einer geplanten Seilbahn, die von der Firma «Garaventa» gebaut werden soll, um das Ghat mit dem Bahnhof zu verbinden.
Abends erlebten wir die Show-Prozessionen an den Ghats, ein visuelles und spirituelles Spektakel, das auf Tausenden Instagram-Kanälen weltweit zu sehen ist. Den Tag lassen wir mit einem feinen vegetarischen Essen im Hotel Ganges View ausklingen. 
 

Samstag, 5. Oktober – Spirituelle Erfahrungen in Varanasi

Der Tag begann mit einer spirituellen Tour durch Varanasi, bei der wir in die tiefere Bedeutung und die reiche spirituelle Kultur dieser Stadt eintauchten. Unser erster Halt war der Ashram von Anandamayi Ma, auch bekannt als die «Glückselige Mutter». Sie gilt als Verkörperung von Hingabe und Liebe und verbrachte viel Zeit an diesem Ort am Ufer des Ganges. Weiter führte uns unser Rundgang durch die Altstadt und zu verschiedenen Tempeln, darunter der Durga-Tempel, wo wir zufällig während der Feierlichkeiten zur Durga Puja ankamen. 
Ein besonderes Highlight des Tages war für mich der Besuch bei Dr. Ritwik Sanyal, meinem Gesangslehrer aus früheren Zeiten. Zum Mittagessen gönnten wir uns eine Auszeit in einer Pizzeria, wo Pizza aus dem Holzofen serviert wurde – eine unerwartete, aber willkommene Abwechslung zur traditionellen indischen Küche.
Den Abend verbrachten wir bei einem indischen Astrologen, der uns Einblicke in die mystische Welt der Sterne und Planeten gab. Er hatte bereits Horoskope für prominente Persönlichkeiten erstellt, doch unsere Sitzung blieb ein wenig rätselhaft – sein Englisch war schwer zu verstehen, was die Interpretation unserer Horoskope erschwerte. Nichtsdestotrotz eine spannende Erfahrung!
 

Sonntag, 6. Oktober – Abschied von Varanasi

Unser Tag begann noch vor Sonnenaufgang am Assi Ghat am Ufer des Ganges. Bereits um 5:30 Uhr rezitierten Mädchen einer Sanskritschule Verse in der alten Sprache, gefolgt von der morgendlichen Feuerzeremonie Aarti, die den Sonnenaufgang feierlich begrüsst.
Um 6 Uhr begann das allmorgendliche Konzert «Subha-e-Banaras», bei dem ich zusammen mit dem talentierten Pakhavaj-Spieler Aditya Dip einen Morgenraga spielte. Wir präsentierten den «Raga Ahir Bhairav» im Sultal, einem Rhythmus aus dem alten Dhrupad-Stil. Dieses Konzert war für mich ein Höhepunkt, insbesondere, da ich die Gelegenheit hatte, mit einem so grossartigen Musiker wie Aditya zu spielen, einem Schüler des verstorbenen Shrikant Mishra. 
Am Nachmittag flogen wir nach Delhi, wo wir in der Altstadt von Old Delhi ankamen. Unser Hotel, ein wunderschönes Haveli mitten in den engen, lebhaften Gassen, bot uns eine perfekte Ausgangslage, um die Umgebung zu erkunden.
Eine Walking Tour durch die Altstadt ermöglichte uns, das pulsierende Leben von Old Delhi zu erleben. Wir probierten eine erfrischende Mango Lassi, kosteten an den unzähligen Food-Ständen, die besonders an einem Sonntag von Einheimischen gut besucht sind, und kauften duftende Gewürze, die uns den Geschmack Indiens noch lange in Erinnerung halten werden.
Den Abend liessen wir mit einem Dinner im Hotel ausklingen, begleitet von einer beeindruckenden Sitar- und Tanzaufführung. Ein wenig wehmütig steigen wir in unsere Betten. Einmal mehr: Indien ist immer eine Reise wert…
 

Montag, 7. Oktober – Rückreise

Am letzten Morgen unserer Reise genossen wir noch einmal die Annehmlichkeiten unseres schönen Haveli-Hotels. Ein spätes Frühstück im ruhigen Innenhof bot den perfekten Moment, um die Eindrücke der letzten Tage Revue passieren zu lassen. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Der Transfer verlief reibungslos, und das Check-in für unseren Flug war schnell erledigt.
Der Tagesflug mit dem neuen Direktflug von «Air India» von Delhi nach Zürich erwies sich als ausgezeichnete Wahl. Der Service war angenehm, und der Tagesflug erlaubte es uns, die Reise entspannt abzuschließen. Am Abend landeten wir pünktlich in Kloten und kehrten mit unvergesslichen Erinnerungen im Gepäck nach Hause zurück.
 

Fazit der Reise

Die Reise hat einmal mehr gezeigt, wie vielfältig Indien als Reiseland ist. Selbst für diejenigen, die das Land bereits mehrfach besucht haben, gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Indien ist ein riesiges Land voller kultureller, spiritueller und landschaftlicher Schätze, die darauf warten, erkundet zu werden.
Zu den Höhepunkten der Reise gehörten zweifellos die Höhlentempel von Ellora und Ajanta, deren beeindruckende buddhistische Darstellungen in einer traumhaften Landschaft uns nachhaltig fasziniert haben. Indien hat mich mit seiner Magie, Energie und Vielfalt einmal mehr in seinen Bann gezogen – ein Land, das sich immer wieder neu erfindet und dabei seine Jahrtausende alten Traditionen bewahrt.
 

zum Anfang
Kurzübersicht:
  • Die Reisevorbereitung
  • Sonntag, 22. September – Anreise nach Mumbai
  • Montag, 23. September – Mumbai entdecken
  • Bahnhof Churchgate
  • Dhobi Ghat
  • Dienstag, 24. September – Haji Malang Sufi Shrine
  • Mittwoch, 25. September – Dharavi und Aurangabad
  • Dharavi
  • Donnerstag, 26. September – Die Höhlentempel von Ajanta
  • Die Höhlen von Ajanta
  • Freitag, 27. September – Ellora und Aurangabad
  • Mini Taj Mahal
  • Samstag, 28. September – Maheshwar
  • Sonntag, 29. September – Mandu
  • Montag, 30. September – Erholung in Maheshwar
  • Dienstag, 1. Oktober – Von Maheshwar nach Bhopal
  • Mittwoch, 2. Oktober – Sanchi
  • Donnerstag, 3. Oktober – Varanasi – Stadt des Lichts
  • Assi Ghat
  • Freitag, 4. Oktober – Bootsfahrt auf dem Ganges
  • Die Burning Ghats
  • Samstag, 5. Oktober – Spirituelle Erfahrungen in Varanasi
  • Sonntag, 6. Oktober – Abschied von Varanasi
  • Montag, 7. Oktober – Rückreise
  • Fazit der Reise