Die Vorbereitung
Die Formalitäten für diese Reise waren nicht der Rede wert. Seit Frühling 2024 braucht man für Reisen nach China, die nicht länger als 15 Tage dauern, kein Visum mehr! Wir nutzten diese Möglichkeit, in der Folge mussten wir die Reise in China zeitlich begrenzen. Für längere Aufenthalte bis zu maximal 90 Tagen beantragt man wie bisher ein Visum beim Visacenter. Wie seit jeher benötigt man einen gültigen Reisepass – und die Reise kann losgehen. Impfungen waren keine vorgeschrieben, Corona ist zum Glück passé. Um Tibet bereisen zu können, ist weiterhin eine Bewilligung vorgeschrieben, die Reiseroute muss vor Einreise geplant sein. Die Bewilligung holte unser lokales Büro in Tibet ein.
Montag, 3. Juni - Flug über Doha nach Chengdu
Unsere kleine Reisegruppe traf sich am Flughafen Kloten. Gemeinsam flogen wir mit Qatar Airways in 6 Stunden nach Doha. Nach einem Aufenthalt in der neuen Gartenanlage im modernen Terminal E in Doha ging es weiter mit einem Nachtflug in rund 7 ½ Std. nach Chengdu. Der Service von Qatar Airways war wie immer sehr gut, der Anschlussflug war bis auf den letzten Platz besetzt.
Dienstag, 4. Juni – Ankunft in Chengdu, der Hauptstadt von Sichuan
Am Nachmittag kamen wir am neuen Flughafen Tianfu (TFU) etwas ausserhalb der Metropole Chengdu an. In dieser Stadt wohnen rund 20 Millionen Menschen. Die Einreise in China verlief unproblematisch und speditiv. Wir profitierten von der neuen Regelung und mussten kein Visum vorweisen. Einzig ein «Arrival»-Formular mussten wir ausfüllen. Dass wir das Ausreiseticket nicht vorweisen konnten, war kein Problem. So ging es zügig durch die Immigration und Zollkontrolle, und Mr. Hui von unserer lokalen Agentur musste nicht lange auf uns warten. An einem ATM-Schalter war es möglich, mit der Debitkarte etwas Bargeld zu beziehen. Zahlungsmittel sind in China immer wieder ein Thema, es lohnt sich, die Apps WeChat und Alipay einzurichten und das Roaming fürs Internet mit einem Provider für China zu erweitern. Auf einer modernen Autobahn fuhren wir ins Stadtzentrum. Was uns sofort auffiel, war die Vielzahl an modernen Autos, viele davon mit grünen Nummernschildern, was den elektrischen Antrieb kennzeichnet. Elektroautos sind viel stärker verbreitet als in Europa.
Nach dem Check-in im Hotel spazierten wir zum nächstbesten Hot-Pot-Restaurant. Die lange Reise hatte hungrig gemacht. In Hot-Pot-Restaurants wird ausschliesslich der Feuertopf, eine Spezialität der Küche von Sichuan, serviert. In einer heissen Brühe werden am Tisch Fleisch, Fisch und Gemüse gekocht. Der Hot-Pot-Topf ist in der Mitte unterteilt: Die eine Hälfte der Suppe wird mit Chilis gewürzt, die andere nicht. Wer es gerne scharf mag, bestellt zum Essen am besten ein kühles Bier, um zwischendurch den Rachen zu kühlen.
Mittwoch, 5. Juni – Chengdu: Ausflug zu den Panda-Bären
Nach einem chinesischen Buffet-Frühstück im Hotel fuhren wir mit Mr. Hui aus der Grossstadt hinaus aufs Land in die Berge von Wolong. Hier befindet sich die bekannte Panda-Aufzuchtstation – die putzigen Tiere sind der Stolz der Nation. Die Anlage befindet sich auf rund 1800 Meter über Meer, und das Mikroklima ist ideal für die Aufzucht von Pandas. Trotz strahlendem Sonnenschein trafen wir nur wenige Touristengruppen an und konnten uns mit einem Spaziergang durch die wunderschöne Anlage inmitten der Natur gut akklimatisieren.
Mittags reisten wir weiter nach Dujiangyan, bekannt für die rund zweitausendjährige Bewässerungsanlage und taoistische Tempelanlagen. Der Ort war eine der historischen Stationen auf der «Tee- und Pferdestrasse» nach Amdo in Osttibet. Hier trafen wir viele lokale Touristinnen und Touristen – sie genossen ihre Ferien.
Donnerstag, 6. Juni – Chengdu – Xining im grünen Expresszug
Nach dem Frühstück wurden wir zum modernen Bahnhof von Chengdu gebracht. Unser grüner Expresszug nach Xining war pünktlich und führte uns durch atemberaubende Landschaften. Wir hatten genügend Zeit, sie zu bewundern, dauerte die Fahrt doch ganze neun Stunden. Die zweite Klasse war voll besetzt mit chinesischen Touristinnen und Touristen. Der Komfort im Zug ist gut, gab es doch Steckdosen, um die Mobiltelefone zu laden, und einen Speisewagen mit Snacks. Ein Expresszug ist kein sogenannter Super-Schnellzug, sondern ein Zug, der mit rund 160 km/h unterwegs ist. Es war Nacht, als wir am Bahnhof von Xining eintrafen. Der lokale Reiseleiter holte uns ab und lud uns in ein für die Region typisches Nudelrestaurant ein, welches fantastische frische Nudeln in Rinderbrühe anbot. Mit einem wohlig warmen Bauch dachten wir vor dem Einschlafen noch einmal an die schönen Landschaften zurück, die wir auf dieser Zugfahrt geniessen durften.
Freitag, 7. Juni – Die Altstadt von Xining und das erste Kloster in Osttibet
Die Stadt Xining ist die Hauptstadt der Provinz Qinghai und liegt am Rande des tibetischen Plateaus. Hier leben viele Hui, eine muslimische Minderheit. Frühmorgens besuchten wir die Altstadt mit dem lebhaften Markt der Hui. Unser Besuch der grossen Moschee von Xining fiel auf einen Freitag, so füllte sich die grosse Anlage, eine der grössten Moscheen Chinas, zum Freitagsgebet. Nach einer nahrhaften Nudelsuppe in einem Strassenrestaurant beim Markt besuchten wir das Tibetan Cultural Museum mit dem längsten buddhistischen Rollbild (Thangka) der Welt. Auf 618 m Länge sind die wichtigsten Gottheiten, Lamas, Mönche und Mandalas des Tibetischen Buddhismus dargestellt. Das Kunstwerk wurde in Kunstakademien in der Umgebung in jahrelanger Handarbeit angefertigt. Eindrücklich!
Weiter ging es zum Kumbum-Jampaling-Kloster, dem Geburtsort von Tsongkhapa, dem Gründer des Gelugpa-Ordens. Ganz in der Nähe befindet sich der Geburtsort des 14. Dalai Lama, welcher nicht besucht werden kann. Im Kloster waren wir nicht allein – viele chinesische Touristengruppen interessieren sich für die tibetische Kultur. Mit etwas Glück fanden wir doch einen guten Platz, um die abendliche Prozession der Mönche mitverfolgen zu können. Am Abend kehrten wir in ein typisches Grilllokal in Xining ein, wo Fleischspiesse mit Fladenbrot serviert wurden.
Unser heutiger Schlafplatz war ein Bett im legendären Zug nach Lhasa. Wir richteten uns in einem bequemen 4-Bett-Abteil ein und genossen die unvergleichliche Atmosphäre dieses Nachtzuges. Gemütlich fuhren wir mitten in der Nacht am Kokonor-See (3260 m), dem grössten See Chinas, vorbei bis nach Golmud (2800 m), dem Ausgangspunkt des Qinghai-Tibet-Highways.
Samstag, 8. Juni - Im Zug nach Lhasa, dem «Dach der Welt»
Mit den ersten Sonnenstrahlen, die ins Zugabteil blinzelten, wachten wir auf. Ein atemberaubender Ausblick erwartete uns: die tibetische Hochebene im Morgenlicht! Kein Zug dieser Welt fährt auf mehr Meter über Meer – die Landschaften, die an uns vorbeizogen, waren schlicht spektakulär!
Die Zugstrecke führt über Pässe von über 5000 Metern Höhe und zum höchsten Bahnhof der Welt (5068 m) in Tang Gu La. Im Zug gab es eine Waschgelegenheit, Strom und WCs. In einem bequemen Speisewagen wurden Mahlzeiten und Getränke serviert. Auch wurde die Luft mit Sauerstoff angereichert, um dem Körper das Ankommen in dieser Höhe zu erleichtern. Diese Zugfahrt nach Lhasa ist die beste Möglichkeit, um sich zu akklimatisieren, dies bestätigten uns später auch unsere Reiseleiter: Wer mit dem Zug kommt, ist besser an die Höhe akklimatisiert. Durch die Fenster unseres Abteiles sahen wir Wildtiere, deren Bestand sich in den letzten Jahren verbessert hat: Wildesel, Murmeltiere, Antilopen und sogar ein paar Wölfe und Füchse. Der Zug hielt nach Golmud nur zweimal kurz an, in Amdo und Nagchu.
Gegen Abend dann die Einfahrt in den Bahnhof von Lhasa auf 3600 m. Am Bahnhof wurden wir von unserer Reiseleiterin Tasang mit einem traditionellen tibetischen Khata-Tuch begrüsst. Tasang spricht perfekt Deutsch und hat als über 50-Jährige den Status einer «Senior-Guide». Nach dem Einchecken in einem Hotel gleich neben dem bekannten Jokhang-Tempel reichte die Zeit noch für einen Rundgang auf dem Barkor, dem Pilgerweg in der Altstadt. Unser Abendessen genossen wir im legendären Snowland Restaurant, wo man neben tibetischen Momos auch eine vorzügliche Yak-Pizza bekommt.
Sonntag, 9. Juni – Lhasa: Der heiligste Tempel Tibets und ein Kochkurs
Am ersten Tag nach der Ankunft in Tibet sollte man sich bekanntlich wegen der Höhe noch etwas schonen, wir hatten uns daher nicht viel vorgenommen. Wir bewegten uns langsam und tranken sehr viel, um den Kopfschmerzen vorzubeugen. Zuerst besuchten wir den Jokhang-Tempel, welchen wir mit ein paar Schritten von unserem Hotel aus erreichten, aber nicht ohne eine Sicherheitskontrolle zu passieren. Um in die heiligste Stätte Tibets eingelassen zu werden, muss man seinen Reisepass zeigen und das Gepäck checken lassen – auch einheimische Pilger werden nicht verschont. Sie müssen ihren Ausweis jedes Mal zeigen, wenn sie auf dem Barkor, dem rituellen Rundweg, den Jokhang umrunden möchten. Abhalten lässt sich davon niemand, überall durften wir sie bewundern, die Pilgerinnen und Pilger, die mit rituellen Niederwerfungen auf dem Barkor unterwegs waren.
An Sonntagen bleibt der Jokhang den Touristengruppen vorbehalten, tibetische Pilger müssen dann draussen bleiben. Uns enttäuschte diese Regelung, der einzige Vorteil war, dass wir alle Kapellen innerhalb des Klosters, ohne lange anzustehen, besichtigen konnten. Dies ist an den anderen Wochentagen nicht möglich.
Nach dem Jokhang besuchten wir das Ramoche-Kloster in der Altstadt, welches kürzlich renoviert wurde. Am Nachmittag legten wir dann Hand an: Wir waren bei einer tibetischen Familie zum Kochkurs angemeldet. Die tibetischen Schwestern führen ein kleines Restaurant in der Altstadt angrenzend an den Barkor. Zusammen mit der Köchin Tashi ging es zuerst zum lokalen Markt, wo wir Gemüse einkauften. Anschliessend kochten wir zusammen Momos, tibetische Teigtaschen, und weitere Gerichte. Von der Dachterrasse aus hatten wir einen wunderschönen Blick auf die Altstadt und den Jokhang.
Montag, 10. Juni – Lhasa: Zum Potala-Palast und ein Schweiz-Tibeter
Frühmorgens ging es los zum Potala-Palast. Unsere Agentur hatte Tickets besorgt. Wir mussten pünktlich dort sein. Vor dem imposanten Gebäude bildeten sich bei unserer Ankunft bereits Menschentrauben, chinesische Touristengruppen reihten sich in lange Schlangen ein. Auch wenn die Besichtigung etwas Geduld erfordert – man muss den Potala-Palast einmal im Leben gesehen haben! Auf über 300 Metern Länge verteilen sich auf 13 Stockwerken 1000 Räume, davon ist nur ein Bruchteil für Touristen geöffnet. Der Aufstieg über diverse Treppen war auch an unserem zweiten Tag hier nicht ohne, wegen der Höhe sollte man den Potala nicht am ersten Tag besteigen. Besonders beeindruckt waren wir von den Grabstätten mit riesigen vergoldeten Chörten der bisherigen Dalai Lamas und den vielen Kapellen mit wunderschönen Thangkas und Statuen der Buddhas. Der Potala-Palast ist auch heute noch eine wichtige Pilgerstätte für die Tibeterinnen und Tibeter. Direkt hinter dem Potala befindet sich der Lukhang-Park, ein Freizeitpark, in dem sich einheimische Familien an Sonntagen zum Picknick treffen. Nach der Besichtigung des Potala spazierten wir durch den Park und hatten Glück: die tibetische Oper mit der Sage vom König Gesar wurde aufgeführt, dies geschieht jeweils im Juni.
Nach einem Mittagessen in einem chinesischen Restaurant fuhren wir zum nahe gelegenen Blue Buddha, einer Station des Lingkor-Pilgerwegs. Danach besuchten wir den Schrein von Drahla Lupuk, welcher der Schutzgöttin Pelden Lhamo von Lhasa gewidmet ist. Obwohl dieser spannende Ort gleich neben dem Potala liegt, kommen kaum Reisegruppen zu diesem spirituellen Ort. Wir trafen lediglich eine kleine Gruppe von buddhistischen Pilgern aus Taiwan. Auf dem Rückweg zum Hotel statteten wir dem Schweiz-Tibeter Deleg einen Besuch ab, er hat lange Zeit in St. Gallen gelebt, sich aber für ein Leben in Tibet entschieden. Heute führt er einen Laden mit tibetischem Kunsthandwerk und ist damit sehr erfolgreich. Er war sichtlich erfreut, wieder mal «Schwizer-Tüütsch» reden zu können, denn es kommen immer noch relativ wenige westliche Reisende nach Lhasa. Abends hatten wir dann nochmals Zeit für einen Spaziergang in der Altstadt und genossen den Sonnenuntergang über Lhasa.
Dienstag, 11. Juni – Lhasa: Wanderung in der Umgebung von Lhasa
Mittlerweile hatten wir uns an die Höhe gewöhnt und wagten uns auf unsere erste Wanderung. Zuerst fuhren wir auf der neuen Autobahn aus der Stadt hinaus, vorbei an grossen Wohnsiedlungen, hier wohnt unsere tibetische Reiseleiterin Tasang. Auf einer Anhöhe auf 4250 Metern über Meer liegt die Klosterstadt Ganden mit einstmals über 200 Gebäuden. Unsere erste Wanderung (ca. 3 km) führte uns auf die Kora (rituelle Umrundung) um den Klosterhügel. Nach einem Mittagessen im Klosterrestaurant fuhren wir auf die andere Seite des Tales nach Yerpa, ein tibetischer Pilgerort auf 4400 m, welcher auf einem Felskamm in bezaubernder Landschaft liegt – einer meiner Lieblingsplätze in Tibet. Zu diesem speziellen Kraftplatz kommen keine Touristengruppen, sondern ausschliesslich einheimische Pilger. An einem Hang liegen viele kleine Klöster mit Meditationshöhlen. Hier meditierte einst Guru Rimpoche mit seiner Gefährtin Yeshe Tsogyal. Die Aussicht von diesem wunderschönen Ort aus ist atemberaubend. Eine kurze Fahrt brachte uns zurück nach Lhasa.
Mittwoch, 12. Juni – Lhasa: Wanderung und Dispute der Mönche in Sera
An diesem Morgen besuchten wir den Jokhang-Tempel ein zweites Mal, dieses Mal zusammen mit lokalen Pilgerinnen und Pilgern. Touristengruppen müssen sich innerhalb eines Zeitfensters für den Besuch anmelden, da nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern zugelassen wird. Wir drehten eine Runde durch die vielen Räume und Kapellen und konnten uns in den Massen der Pilger bis zum Jowo Sakyamuni durchkämpfen, dem Hauptheiligtum des Tempels mit dem Abbild des Buddha Jowo aus dem 6. Jahrhundert. Nach der Segnung fuhren wir in das kleine Pabongka-Kloster nördlich der Stadt, es soll das älteste Kloster in Lhasa sein. Auch hier trafen wir nur lokale tibetische Pilgergruppen, keine Touristen. Ein Tempelraum wurde gerade von einem Maler neu bemalt. Zusammen mit Dani, dem Chef der lokalen tibetischen Agentur, wanderten wir hinauf zum Chupsang-Nonnenkloster mit wunderschöner Aussicht auf die Stadt Lhasa und den Potala-Palast. Weiter fuhren wir zur Klosteruniversität Sera, wo sich immer nach 15.00 Uhr (ausser sonntags) die Mönche im Klostergarten zu ihren Disputen treffen. Zurück in Lhasa mischten wir uns wie jeden Abend unter das Pilgervolk am Jokhang. An jeder Ecke trafen wir auf chinesische Reisende, die in tibetisch anmutenden Trachten Fotoshootings inszenierten – es scheint, dieser heilige Ort sei zum Rummelplatz für Fotostudios geworden.
Donnerstag, 13. Juni – Zum Yamdrok Tso-See in einen Bauernhof
Wir nahmen Abschied von Lhasa und fuhren im Kleinbus aus der Stadt hinaus über eine Autobahn dem Tsangpo-Fluss entlang. Mit dabei war unser tibetischer Fahrer Purba, der während seiner ganzen Zeit am Steuer tibetische Mantras murmelte, unsere Reiseleiterin Tasang, weiter Dani, der tibetische Chef unserer Agentur und Hui, mein Freund aus Chengdu. Unsere erste Station war heute das Kloster Gongkar Chöde in der Nähe des Flughafens. Dieses Kloster besticht mit seinen traumhaften Wandmalereien und gehört zur Tradition der Sakya. Die Mönche waren sehr freundlich, wohl auch weil nur wenige Touristen diesen Ort kennen. Wir dürfen überall fotografieren. Die Atmosphäre war sehr eindrücklich, vor allem in den Göngkhang-Kapellen, wo zornvolle Schutzgottheiten mit furchteinflössenden Dämonen und Skeletten abgebildet sind. Über einen Pass von 5000 Metern Höhe fuhren wir zum Yamdrok Tso-See, dem türkisblauen See auf 4500 Metern über Meer. Auf der kleinen Halbinsel Redo genossen wir ein Picknick. Als ich vor sechs Jahren hier war, war ich allein an diesem wunderschönen Ort, jetzt treffen wir auf viele chinesische Familien, die im eigenen Auto in Tibet unterwegs sind. Es werden hier jetzt Ausritte auf Pferden angeboten. Nach der Überquerung des Khamba-La-Passes fuhren wir dem Ufer des Yamdrok-Tso-Sees entlang bis in unser Dorf Ghopa. Leider kamen wir wegen Bauarbeiten an der Strasse nur langsam voran und erreichten das Dorf am Ufer des Sees erst kurz vor Sonnenuntergang. Nach den Strapazen der langen Fahrt freuten wir uns darauf, von einer tibetischen Familie in Empfang genommen zu werden. Wir bezogen unser Quartier im Gäste-Wohnzimmer mit traditionellen tibetischen Möbeln. Mit dicken Decken wurde eine Schlafstatt für uns hergerichtet. Um sicher warm genug zu haben, hatten wir auch unsere Schlafsäcke mit dabei. Im Bauernhaus gab es ein Plumpsklo, eine Dusche war nicht auszumachen, aber es gab warmes Wasser und es war ordentlich und sauber. In der Küche wurde für uns ein nahrhaftes Abendessen gekocht. Der Kochherd wurde mit Yak-Dung befeuert. Es ist ein grossartiges Erlebnis, so tief in den Alltag der lokalen Bevölkerung eintauchen zu dürfen! Wir erfahren, dass die Regierung plant, diese Gegend hier für den Fahrradtourismus zu entwickeln. Wer es gerne ruhig mag, sollte daher diese wunderschöne Gegend in den nächsten Jahren besuchen. Nach einem kleinen Konzert auf meiner Sitar verbrachten wir unsere erste Nacht auf 4500 Metern über Meer.
Freitag, 14. Juni – Mit den Yaks am Yamdrok-Tso-See und ein Maskentanzfestival
Wir standen früh auf und konnten den Bauern zusehen, wie sie die grossen Yakherden aus dem offenen Stall zur Weide trieben. Die tibetischen Bauernfamilien sind mit Elektrotraktoren unterwegs, die sie günstig von der Regierung bekommen, die knatternden und übelriechenden Zweirad-Traktoren sind aus Tibet verschwunden. Im Bauernhaus gab es sogar eine Waschmaschine, die von der Regierung Xin Jinping gesponsert wurde – trotzdem muss das Leben hier hart sein... Wir folgten der Yakherde auf die Weiden über dem blauen See. Für uns Idylle pur. Nach dem Frühstück ging es über die gleiche schlecht ausgebaute Strasse zurück. Unterwegs besuchten wir das Kloster Samding – das einzige in Tibet, das von einer weiblichen Reinkarnation als Äbtissin geführt wird. Beim Besuch erwartete uns eine grosse Überraschung: Im Innenhof des Klosters fand ein Maskentanzfestival statt, welchem wir spontan beiwohnen durften. Die Mönche erzeugten auf ihren Trompeten archaische Klänge und die als Dämonen verkleideten Männer tanzten dazu rituelle Tänze. Mit dabei die «Pausen-Clowns», die Süssigkeiten an die Kinder verteilten. Die zahlreichen lokalen Gäste verfolgten das Spektakel mit grosser Aufmerksamkeit. Wir mussten bald weiter, denn vor unserem Etappenziel Gyangtse lag noch der Karo-La-Pass (5039 m) mit einem eindrücklichen Gletscher. In Gyangtse angekommen bestiegen wir die neu restaurierte Festung mit Aussicht auf die Klosteranlagen. Ein Tag, den man so schnell nicht vergisst!
Samstag, 15. Juni – Von Gyantse nach Shigatse
Wir starteten den Tag mit einem Spaziergang durch die Altstadt von Gyantse mit ihren schönen tibetischen Häusern. Die Klosteranlagen sind immer noch sehr eindrücklich. Im Versammlungsraum des Pelkor Chöde-Klosters zelebrierten Mönche aus den drei verschiedenen Hauptrichtungen des tibetischen Buddhismus ihre Rituale: Ningmapa, Sakya und Gelugpa. Das einzigartige Kumbum ist ein begehbarer Stupa in Form eines mehrstöckigen Mandalas. In den über einhundert verschiedenen Kapellen sind wunderschöne Wandmalereien von nepalesischen Newari-Künstlern zu bewundern. Nach dem Lunch in einem tibetischen Restaurant fuhren wir weiter nach Shigatse. Unterwegs unternahmen wir einen Abstecher ins Kloster Shalu, welches auch nur selten von Touristengruppen besucht wird und über schöne Mandala-Malereien verfügt. Abends reichte es noch für eine Kora (Umgehung) der Tashi Lunpo-Klosteranlage bis zur Festung Samtse Dzongbuk, welche aussieht wie ein kleiner Potala-Palast. Erstaunlich: Es war Abend und immer noch heiss hier auf fast 4000 Metern über Meer. Sonnenschutz war bei 24 Grad Celsius angesagt. Meine Wetter-App zeigte mitten im Juni in Zürich Regen und nur 14 Grad Celsius an. Zum Abschluss des Tages genossen wir in einem originellen tibetischen Restaurant lokale Spezialitäten. Zur Unterhaltung wurden tibetische Tänze dargeboten.
Sonntag, 16. Juni – Hinauf ins Mt. Everest Basecamp
Eine landschaftlich spektakuläre Fahrt führte uns auf einem Abstecher ins Sakya-Kloster (4280 m), welches aus dem 13. Jahrhundert stammt und auf die Zeit der Mongolen zurückgeht. Die Mongolen haben damals die Sakya-Lamas als buddhistische Lehrer ausgewählt. Die grosse Versammlungshalle wurde bei unserem Besuch gerade renoviert. Wir spazierten auf den grossen Schutzmauern rund um die Klosteranlage. Danach fuhren wir zurück auf den Friendship-Highway G318 zum Mt. Everest Basecamp. Die Strasse G318 ist in China so bekannt wie Route 66 in den USA und mittlerweile sehr populär bei chinesischen Touristen, die das Land im eigenen Auto erkunden. So sind auf der G318 ganze Wagenkolonnen unterwegs. Unsere Fahrt endete 40 km vor dem Basecamp. Alle Reisenden, auch chinesische, müssen hier ihr Fahrzeug parken und die Fahrt in elektrisch betriebenen Eco-Bussen fortsetzen. Alle paar Minuten fuhr ein voll besetzter Eco-Bus auf der gut ausgebauten Strasse hinauf nach Rongbuk. Ein paar Kilometer vor dem eigentlichen Basecamp war dann Schluss und wir durften nur noch ein paar Hundert Meter weiterlaufen bis zu einem Zaun. Uns bot sich eine skurrile Szenerie mit top-ausgerüsteten chinesischen Reisenden, alle trugen sie einen übergrossen Daunenmantel und hatten sich eine Sauerstoff-Flasche umgehängt. Sie alle standen Schlange, um ein Selfie vor dem Mt. Everest zu ergattern. Die meisten fuhren danach wieder zurück in tiefere Gefilde, um dort zu übernachten, oder man traf sie in der Zeltstadt an, wo sie bis tief in die Nacht feierten und tanzten. Wir übernachteten in einem Hotel, in dem wir Zimmer mit Blick auf den Mt. Everest beziehen konnten. Soweit ich es recherchieren konnte, ist dies das höchstgelegene Hotel der Welt! Auf 5000 Metern über Meer mit eigenem WC und Heizung! Auf dieser Höhe schläft man nie tief, aber wir waren zum Glück schon gut akklimatisiert.
Montag, 17. Juni – Vom Mt. Everest hinunter nach Nepal
Den Sonnenaufgang genossen wir vom Hotelzimmer aus. Danach unternahmen wir eine kleine Wanderung bis zum erlaubten Aussichtspunkt. Jetzt teilten wir die Aussicht auf den höchsten Berg der Welt nur mit ein paar wenigen lokalen Touristen und kosteten die Ruhe voll aus. Tibeterinnen und Tibeter nennen den Berg «Chomolungma», was so viel heisst wie «Muttergöttin der Erde». Mit dem Elektrobus ging es zurück zu unserem Fahrzeug. Auf einer wunderschönen Passstrasse fuhren wir nach Tingri, von wo aus wir nochmals einen Blick auf die höchsten Berge der Welt geniessen konnten. Beim Lunch trafen wir amerikanische Touristen, die von Nepal aus in einem Tag bis nach Tingri gereist waren. Wir raten wegen dem grossen Höhenunterschied von dieser Route ab, man überquert am ersten Tag schon Pässe von 5000 m und übernachtet gleich auf 4400 m. Der Körper hat kaum Zeit, sich an die Höhe zu gewöhnen. Ausserdem ist es schwieriger, in Nepal ein Visum für China zu bekommen (15 Tage visumfrei ist so nicht möglich). Es gibt Pläne, die Eisenbahnlinie aus Lhasa bis nach Kodari in Nepal weiterzuführen, Teilstücke sind bereits im Bau. Wer weiss, vielleicht kann man hier schon bald den «Night Train to Kathmandu» nehmen. Wir fuhren weiter am Shishapangma (8027 m) vorbei zum wunderschönen Pigu-Tso-See. Hier gab es eine kleine Raststätte mit einem richtig guten Kaffee aus einem Food-Truck. Wir genossen jede Sekunde auf dem tibetischen Hochplateau, bevor die Strasse nach einem Pass einem Canyon entlang hinunter führte ich den Grenzort Kyerong.
Die Umgebung wurde zunehmend grüner, Bäume und Sträucher säumten plötzlich den Weg, und die Luft wurde wieder sauerstoffhaltiger. Das fühlte sich gut an, aber wir vermissten bereits das tibetische Hochland. Im Grenzort übernachteten wir in einem einfachen Hotel auf 2500 Metern über Meer. Neben Kyerong sind die Grenzen in Kodari, Purang und Mustang mit China geöffnet, vorerst für den Handel und leider noch nicht für Reisende.
Dienstag, 18. Juni – Auf nach Kathmandu
Kyerong wurde von Heinrich Harrer und Peter Aufschnaiter in ihren Reisebüchern als das «Tal des Glücks» bezeichnet. Die Strasse schlängelte sich hinunter, vorbei an dichten Wäldern bis zur eigentlichen Grenze von China und Nepal. In einem modernen Gebäude auf der chinesischen Seite waren die Grenzformalitäten rasch erledigt, und wir verabschiedeten uns von Tasang, Dani, Phurpa und Hui, sie würden in nur zwei Tagen zurück nach Lhasa fahren. Im Gegensatz zu China war der nepalesische Grenzposten in einer Blechdachhütte untergebracht, unser Gepäck wurde durchsucht, die Zollbeamten fahndeten nach geschmuggeltem Gold. Das nepalesische Visum musste man vor Ort online beantragen (sorry, no electricity) und die Dollarscheine dafür wurden einzeln unter die Lupe genommen. Wir schafften es… Unser nepalesischer Fahrer stand mit einem Geländefahrzeug für uns bereit. Eine schlechte Strasse, auf der man das Geländefahrzeug wirklich brauchte, führte uns in die Gegend von Langtang bis ins Kathmandutal. Wo früher Reis-Terrassen waren, stehen heute Siedlungen und Häuser. Im stockenden Abendverkehr erreichten wir unser Hotel in Dhulikel und freuten uns auf ein nepalesisches Thali.
Mittwoch, 19. Juni – Die Königsstadt Bhaktapur
Nach den Strapazen der Reise durch Tibet erholten wir uns in der wunderschönen Hotelanlage des Dwarika’s Resorts, welche auf einem Hügel in Dhulikel liegt. In der Hauptsaison hätte man hier eine Aussicht bis zum Mt. Everest. Jetzt im Juni sind wir jedoch in der Monsunzeit unterwegs, es regnete zwar selten, aber auf die Fernsicht mussten wir verzichten. Nach einer Yogastunde und etwas Wellness fuhren wir in die nahegelegene Königsstadt Bhaktapur. Diese Stadt kannte ich noch bestens von meinen längeren Aufenthalten in Nepal in den 90er Jahren. Während fast zehn Jahren wohnte ich damals jedes Jahr zwei Monate in Kathmandu. Die Stadt Bhaktapur hat ihren Charme in keiner Weise eingebüsst. Noch immer leben hier Newari, halb buddhistisch, halb hinduistisch, in ihren traditionellen Häusern. In der ganzen Stadt gibt es Innenhöfe, in denen man sich auf einen Schwatz trifft. Das lokale Handwerk wie das Töpfern, die Malerei (Chitrakar) und das Kupferschmieden (Tamrakar) wird immer noch gepflegt. Es gibt hier die sogenannte Unterstadt mit dem Nyatapola Square und die Oberstadt mit dem Taumadhi Square. Ich suchte den Tempel des «Speaking Buddha» und fand ihn nach längerer Suche in einem kleinen Kloster (Vihara). Was mir dieser Buddha wohl erzählt hat? Mittlerweile gibt es auch in Bhaktapur kleine Hotels, und es wäre sicher ein schönes Erlebnis, mitten in der alten Stadt zu übernachten und sie erleben zu dürfen, nachdem die Tagestouristen verschwunden sind.
Donnerstag, 20. Juni – Kathmandu mit Patan und Bodnath
Nach dem Frühstück besuchten wir die Königsstadt Patan, welche nur unweit von Kathmandu liegt. Nach dem grossen Erdbeben 2015 wurden die Tempel wieder aufgebaut und restauriert. Noch immer sind da und dort Baugerüste zu sehen. Ein schönes Beispiel für eine gelungene Restauration ist Tusha Hiti, das königliche Bad mit den angrenzenden Innenhöfen und das exzellente Patan Museum. Wir statteten der Kumari von Patan einen Besuch ab, in einer kleinen Wohnung wird hier ein Mädchen als «lebende Göttin» verehrt. Gut zu wissen: Im Kumbheshwar-Tempel findet jeden Donnerstag ein grosses Tempelfestival zu Ehren von Shiva und der Muttergöttin Bangalamukhi statt, und der Innenhof des Kwa Bahal, der goldene Tempel, verzaubert immer. Wer Kathmandu besucht, muss nach Bodnath reisen, wo sich die Tibeterinnen und Tibeter aus Kathmandu ihre Umrundungen um den grösste Stupa von Nepal machen.
Freitag, 21. Juni – Kathmandu: Pashupatinath und eine Nationalheldin
Nicht weit vom Hotel Dwarika’s befindet sich Pashupatinath, das grösste Heiligtum des Landes für die Hindus. An den Verbrennungsplätzen vorbei gelangten wir zu den Goraknath-Yogis, welche hier residieren und meditieren. Ganz in der Nähe wohnt mein Freund, der Tablaspieler Achyut Ram Bhandari. Nach einer Stippvisite fuhren wir weiter nach Thamel. Am Hotel Vajra vorbei begann der Aufstieg über die steile Treppe zur Swayambhunath-Stupa – immer noch einer meiner Lieblingsplätze in Asien. Die Stimmung hier oben und die Aussicht auf das Kathmandutal in der Abendsonne ist einfach phänomenal. Zum Abendessen begleitete uns Dawa Sherpa, die Tochter von Pasang Lhamu Sherpa. Pasang ist eine Nationalheldin und war 1993 die erste nepalesische Frau, die den Mt. Everest bestiegen hatte. Leider kam sie beim Abstieg ums Leben. Im Juli 2024 wurde der Mondkrater «Lhamu» nach ihr benannt.
https://pasangmovie.com/lhamu-crater-named-after-pasang-lhamu-sherpa/
Samstag, 22. Juni – Kathmandu: Ausflug nach Pharping
Frühmorgens ging es los nach Dakshinkali, in den Süden des Kathmandutales. Hier bringen Hindus jeden Freitag Opfergaben zur Besänftigung der Muttergottheit dar. Es werden Hähne geschlachtet und deren Blut geopfert. Eine Hochzeitsgesellschaft zog tanzend an uns vorbei, und es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Eine kleine Wanderung brachte uns nach Pharping, wo sich vom tibetischen Buddhismus inspirierte Meditationshöhlen befinden. Guru Rimpoche soll auf dem Weg nach Tibet hier vorbeigekommen sein.
Sonntag, 23. Juni – Kathmandu: von Thamel in die Freak Street
Unser letzter Tag in Nepal war angebrochen. Wir unternahmen einen Spaziergang von Thamel durch die Altstadt von Kathmandu, nach Asan Tole zum Durbar Square mit dem furchteinflössenden Bhairav, dem Wächter von Kathmandu. Im Innenhof vom Kumari Bahal warteten indische Reisende darauf, dass sich die Kumari, die lebende Göttin, am Fenster zeigt.
Die Freak Street (Jochen Tole) war in den 70er-Jahren DER Treffpunkt der Hippies, die damals über Land von Europa anreisten. Die Hippies sind alt geworden, aber ihre Spuren sind überall sichtbar: In Thamel gibt es immer noch interessante Buchläden und Shops mit Souvenirs und Kleidern. Zum Abschluss des Tages genossen wir, dass «Fine Dining» in Nepal angekommen ist. Unser Freund Sonam Sherpa lud uns ins luxuriöse Restaurant «Le Sherpa» ein. Der Abschied liess sich nicht weiter hinauszögern. Nach dem Essen mussten wir uns bereit machen für den Abflug…
Montag, 24. Juni – Flug von Kathmandu nach Kambodscha
Während meine Mitreisenden zurück in die Schweiz flogen, ging die Reise für mich weiter nach Kambodscha. Als Vorstandsmitglied des Vereins Smiling Gecko liess ich es mir nicht nehmen, das Sozialprojekt zu besuchen.
Kurz nach Mitternacht flog ich mit Thai Airways nach Bangkok. Ich flog in einer älteren Maschine ohne jegliches Entertainment-System. Dieser Flug wäre der ideale Moment gewesen, den neuen TikTok-Trend «raw-dogging» zu praktizieren. Dabei geht es darum, während eines Langstreckenfluges wach zu bleiben, keine Musik zu hören, kein Wasser oder Essen zu sich zu nehmen und sich nicht von einem Film berieseln zu lassen. Das alles soll den Willen und die Widerstandskraft stärken. Ich verzichtete darauf und versuchte zu schlafen. Von Bangkok aus ging es in einer Stunde nach Phnom Penh, wo ich um neun Uhr morgens landete. Auf dem Weg zum Smiling Gecko Farmhouse besuchte ich das Hotel The Balé am Ufer des Mekongs. Hotelbesuche gehören immer zu meinem Programm, wenn ich auf einer Studienreise bin. Es ist manchmal zeitintensiv, alle verschiedenen Zimmerkategorien eines Hotels zu inspizieren, aber es hilft, später unsere Kundinnen und Kunden gut beraten zu können. Am frühen Nachmittag wurde ich im Smiling Gecko Farmhouse von Manager Daniel Ruprecht empfangen.
Dienstag, 25. Juni – Smiling Gecko Farmhouse - The Spa
Im Farmhouse war wie immer viel los. Die Vorbereitungen für die Eröffnung des neuen Kulturzentrums «The Gong» des Hilfswerkes liefen auf Hochtouren. Mich zog es in den neuen Spa-Bereich und liess mich genüsslich massieren. Auch hier gab es neue Zimmer, die ich besichtigen wollte. Zu meiner grossen Freude durfte ich feststellen, dass sich das Farmhouse Resort seit meinem letzten Besuch noch einmal verbessert hat: Der Service, die Zimmer und vor allem das Essen sind top. Das Farmhouse Resort gewinnt zu Recht immer wieder Touristikpreise. Leider ist der Tourismus in Kambodscha nach Corona noch nicht wieder in Schwung gekommen. Die Auslastung der Hotels könnte besser sein. Eigentlich ist jetzt der beste Moment, nach Kambodscha zu reisen und die Tempelanlagen von Angkor Wat ohne Massentourismus zu erleben.
https://www.smilinggecko.ch/de/cambodia-home/smiling-gecko-campus/farmhouse-resort/
Mittwoch, 26. Juni – Smiling Gecko - The Gong
Ein besonderer Tag für mich: Smiling Gecko-Gründer und Freund Hannes Schmid zeigte mir das neue Kulturprojekt «The Gong», welches kurz vor der Einweihung stand. Die Architekten des Ateliers Oï aus Neuchâtel, welche das imposante Gebäude gestaltet haben, waren anwesend. Im professionellen Sonic Studio können nun Musikgruppen professionelle Aufnahmen machen – in einem der besten Aufnahmestudios Südostasiens!
Am Abend hatte ich dann die Gelegenheit, im Auditorium des «The Gong» ein Konzert mit Sitar zu geben. Dabei wurde ich von einem lokalen Perkussionisten auf seiner selbstgemachten Trommel begleitet – eine Fusion von indischer und kambodschanischer Musik!
https://gong-cambodia.com/
Donnerstag, 27. Juni - Smiling Gecko – Die Schule und Rückflug
Frühmorgens stand der Besuch der Schule von Smiling Gecko auf dem Programm. Es ist eindrücklich mitzuerleben, wie um 07.00 Uhr die ersten Schulbusse auf dem Schulareal eintreffen. Alle Kinder werden am Morgen von der Schulleiterin Barbara Beaufait persönlich begrüsst. Sie nehmen eine Dusche und bekommen ihre Schuluniform und ein Frühstück. Danach beginnt der Unterricht. Neben den üblichen Schulfächern wird hier auch Musik unterrichtet, und es gibt einen Sportplatz. Die Philosophie von Smiling Gecko ist, hier nach westlichem Vorbild zu unterrichten, ganzheitlich und ohne den hier üblichen Drill.
Leider neigte sich meine Reise dem Ende zu. Zum Lunch bestellte ich noch einmal meine geliebten Spare Ribs, danach wurde ich von meinem Fahrer abgeholt. Der Transfer führte mich auf der AH 1, dem Asian Highway No. 1, einer Fernstrasse, welche von Japan bis in die Türkei führt, zum Flughafen in Phnom Penh. Abends flog ich mit einer Zwischenlandung in Saigon nach Doha.
https://www.smilinggecko.ch/de/schule-und-kindergarten/
Freitag, 28. Juni – Rückflug Doha – Zürich
Der Anschlussflug mit Qatar Airways nach Zürich war angenehm. Ich landete um 7 Uhr etwas müde, aber glücklich in Zürich Kloten.
Fazit der Reise nach Tibet
Die Region Tibet ist und bleibt eine meiner Lieblingsdestinationen. Seit meinem letzten Aufenthalt in Tibet im Jahre 2018 hat sich nicht viel geändert. Trotz der rasanten Entwicklung in China gehört eine Reise durch Tibet immer noch zu den eindrücklichsten Reiseerlebnissen – landschaftlich und kulturell. Obwohl wir nicht während eines grossen Festivals (zum Beispiel Saga Dawa) in Tibet unterwegs waren, begegneten wir vielen tibetischen Pilgergruppen. An den bekanntesten Orten wie dem Potala-Palast oder dem Mt. Everest Basecamp waren wir zwar mit Massentourismus konfrontiert, aber die chinesischen Behörden hatten den Ansturm gut im Griff. Ich möchte anmerken, dass die meisten chinesischen Reisenden die heiligen Orte in Tibet mit gebührendem Respekt besuchen.
Schön war: Wir konnten uns in Tibet frei bewegen – auch ohne die Begleitung durch Guides. Was immer noch gilt: Die Reiseroute mussten wir vor Einreise bekanntgeben und wir mussten für Tibet ein Permit einholen. Sucht man in Tibet weniger bekannte Klöster auf – davon gibt es noch viele – kann man in die tibetische Kultur eintauchen, wie eh und je, fast so wie in den 90er Jahren, als ich Tibet sehr oft bereiste. Die Strassen sind inzwischen gut ausgebaut, Holperstrassen sind passé, und man fährt heute im Elektrobus zum Mt. Everest Basecamp. Corona war in China definitiv kein Thema mehr und es gab diesbezüglich keinerlei Einschränkungen.
Was auch geblieben ist: Der Service in den Hotels, zum Beispiel das Frühstück, genügt unseren Ansprüchen oft nicht. Die Sprache ist ein Problem, ausser man übernachtet ausschliesslich in den besten Hotels. Beim Essen konnten wir meist zwischen tibetischer und chinesischer Küche wählen, was serviert wurde, war immer gut, bekömmlich und hygienisch einwandfrei. Da wir von Insight Reisen ausschliesslich einheimische Tibeterinnen und Tibeter als Reiseleiter und Fahrer beschäftigen, könnte die Betreuung vor Ort nicht besser sein.
Mein Fazit: Unsere Tibetreise war viel zu schnell zu Ende und eigentlich wieder fast zu kurz, wären wir doch am liebsten gleich weiter zum Heiligen Berg Kailash im Westen Tibets gefahren – mehr dann im nächsten Blog…
Kurzübersicht:
Die Vorbereitung
3. Juni - Flug über Doha nach Chengdu
4. Juni – Ankunft in Chengdu, der Hauptstadt von Sichuan
5. Juni – Chengdu: Ausflug zu den Panda-Bären
6. Juni – Chengdu – Xining im grünen Expresszug
7. Juni – Die Altstadt von Xining und das erste Kloster in Osttibet
8. Juni - Im Zug nach Lhasa, dem «Dach der Welt»
9. Juni – Lhasa: Der heiligste Tempel Tibets und ein Kochkurs
10. Juni – Lhasa: Zum Potala-Palast und ein Schweiz-Tibeter
11. Juni – Lhasa: Wanderung in der Umgebung von Lhasa
12. Juni – Lhasa: Wanderung und Dispute der Mönche in Sera
13. Juni – Zum Yamdrok Tso-See in einen Bauernhof
14. Juni – Mit den Yaks am Yamdrok-Tso-See und ein Maskentanzfestival
15. Juni – Von Gyantse nach Shigatse
16. Juni – Hinauf ins Mt. Everest Basecamp
17. Juni – Vom Mt. Everest hinunter nach Nepal
18. Juni – Auf nach Kathmandu
19. Juni – Die Königsstadt Bhaktapur
20. Juni – Kathmandu mit Patan und Bodnath
21. Juni – Kathmandu: Pashupatinath und eine Nationalheldin
22. Juni – Kathmandu: Ausflug nach Pharping
23. Juni – Kathmandu: von Thamel in die Freak Street
24. Juni – Flug von Kathmandu nach Kambodscha
25. Juni – Smiling Gecko Farmhouse - The Spa
26. Juni – Smiling Gecko - The Gong
27. Juni - Smiling Gecko – Die Schule und Rückflug
28. Juni – Rückflug Doha – Zürich
Fazit der Reise nach Tibet