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Indien
10 Oktober 2022

Durga Puja - das Fest der Göttin

Insight Experience: Kolkata

Hans Wettstein war diesen Monat auch ein paar Tage in Kolkata an der Durga Puja, das Fest der Göttin.
 

Mit der Durga Puja feiert Kolkata das Weibliche. Ein einmaliges Erlebnis.

Wer während der Durga Puja nach Kolkata reist, muss Menschen mögen.

Während des für Hindus wichtigen Festivals vervierfacht sich die Bevölkerung der Grossstadt – von 15 Millionen auf nahezu 60 Millionen. In der ganzen Stadt entstehen sogenannte Pandals, temporäre Tempel zu Ehren der Göttin Durga. Wer kann, drängt sich in die Gotteshäuser, um ein Selfie zu machen. Die Quartiere überbieten sich mit möglichst gigantischen Bauten.

Eine Jury wählt unter den Augen zahlreicher Medienschaffenden den meistbesuchten Tempel. Von künstlichen Aquarien bis zu römischen Basiliken sehen wir alles. Das zehntägige Festival feiert das Weibliche. So soll aus der kollektiven Energie aller Könige und Götter als Verkörperung der göttlichen weiblichen Kraft, Durga entstanden sein. Sie war aufgefordert, den Dämon Mahishasura vernichten, der gesegnet war, von keinem Menschen oder Gott besiegt zu werden. Ob sie es geschafft hat? Aber natürlich.

Der Name Durga bedeutet im Sanskrit «die Unbezwingbare». Diese mächtige Form der Muttergöttin wird in Kolkata sehr verehrt. Darum feiern die Familien ihre Rückkehr in die Stadt mit Pracht, Kitsch und Zeremonien. Die Vorbereitungen beginnen lange vor der eigentlichen Puja. Es wird geputzt, geschmückt und eingekauft. Jeder soll zu Ehren der Göttin schön gekleidet sein. Hausangestellte und Personal mit neuer Kleidung auszustaffieren, ist Pflicht. Boutiquen und Strassenstände machen das Geschäft des Jahres.

Ein Bad mit Wiedergeburt

Wer keine Angst vor Trubel hat, macht sich am besten zu Fuss auf, Kumartuli oder Potter's Locality zu besuchen. Hier in Nord-Kolkata werden in Handarbeit ein Grossteil der Idole der Göttin hergestellt. Eine Woche vor Beginn von Navratri werden die Statuen der Göttin Durga bemalt und geschmückt. Die eigentlichen Pujas finden zu einem grossen Teil in den festlich geschmückten Häusern und Wohnungen der Kolkataner statt. Doch auch in den Pandals werden Gottesdienste gefeiert, danach dröhnt über riesige Lautsprecher bis um Mitternacht Musik und Gesang durch die Quartiere. 

Am zehnten Tag des Festivals, dem Dashami, wird der Sieg der Durga über den Dämonen gefeiert. Der Tag ist den verheirateten Frauen gewidmet. Sie bitten in speziellen Ritualen die Göttin, im nächsten Jahr wiederzukommen. In kleineren und grösseren Umzügen werden die Statuen schliesslich auf Veloanhängern, Rickschas oder Lastwagen zum Fluss oder nächsten Teich geleitet. Musik und Tänze begleiten die Prozessionen. Unter lautem Jubel übergibt man die Statue dem Wasser. Wer genau hinsieht, beobachtet Männer, die sie diskret wieder rausfischen, was durchaus Sinn macht. Schliesslich kann man den Lehmkörper im nächsten Jahr wieder brauchen. So viel steht nämlich fest: Durga wird in ihre Lieblingsstadt Kolkata zurückkehren – und alle werden sich für sie herausputzen. 

Reisen nach Kolkata

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