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Asien
23 August 2023

Asienreise hautnah - Teil 2: Hongkong und China

Reisebericht von Katrin Pletscher

Begleiten Sie mich auf meiner Reise durch Asien! Ich befinde mich aktuell mit meinem Freund auf einer längeren Asienreise, von der ich gerne meine spannendsten und interessantesten Erfahrungen teile.
Wir sind Anfang Mai 2023 aufgebrochen und werden Asien in diesem Jahr sowohl kulturell als auch kulinarisch erkunden.

Hongkong

Nach einem längeren Aufenthalt in Phuket und einigen Besuchen im örtlichen Spital aufgrund eines Bandscheibenvorfalls, wagen wir den nächsten Schritt unserer Reise: Hongkong.

Der Flug ab Phuket mit Cathay Pacific ist sehr angenehm und im Nu landen wir im Flughafen von Hongkong. Dank der klaren Beschilderungen finden wir den Weg zum Airport Express ohne Probleme und sind 45 min nach der Landung bereits auf dem Weg in die Stadt. Unser Hotel liegt auf der Insel Hongkong selber, inmitten eines lebhaften Viertels mit vielen Restaurants und Bars. Als erstes Ausflugsziel fahren wir mit dem berühmten Peak Tram auf den Peak hinauf und geniessen die Aussicht auf Hongkong und Kowloon. Sobald man sich einige Schritte von der "Bergstation" entfernt, ist man nahezu allein und wir beschliessen spontan, den Weg hinunter zu Fuss anzutreten. Unterwegs wird uns so richtig bewusst, wie steil die Strassen und Wege an diesem Ort sind. Wir laufen Richtung Meer und treffen auf die "Double Ducks", eine Kunstinstallation von Florentijn Hofman. Die beiden riesigen gelben Gummienten ziehen etliche Schaulustige an und auch wir reihen uns am Ende der Schlange ein, um einige Fotos zu schiessen.
Leider ist während den übrigen Tagen das Wetter mehrheitlich schlecht, so dass wir auf die geplanten Schönwetterprogramme verzichten müssen. Für einen Besuch des Kowloon Walled City Parks reicht es zum Glück noch, doch auch dort werden wir vom Regen überrascht. Der Park bietet uns bereits einen Vorgeschmack auf die wunderschönen Gärten von China und erzählt gleichzeitig die eindrückliche Geschichte der ehemaligen Kowloon Walled City, einem ehemaligen militärischen Aussenposten der Chinesen. Im 20. Jahrhundert wurde dieser zu einer chinesischen Enklave und diente vielen chinesischen Flüchtlingen nach der japanischen Besetzung im Zweiten Weltkrieg als Zuflucht. Mit der Zeit entstand eine Stadt mit dicht aneinandergebauten Hochhäusern, in der neben Geschäften, kleinen Handwerksbetrieben und zahlreichen Zahnarztpraxen der Drogenhandel und die Prostitution florierten. Im Jahr 1993 wurde die Stadt schliesslich abgerissen und zu einem Park umgewandelt.

Unsere Reise führt uns morgen mit dem Schnellzug weiter nach China, wo wir bestimmt viel Spannendes erleben werden.

 

China - Traumhafte Berge und Reisterrassen in Guilin und Yangshuo

Wie angekündigt reisen wir von Hongkong mit dem Schnellzug nach Shenzhen. Der Einreiseprozess ist einfach und im Nu befinden wir uns in China. Shenzhen ist eine sehr saubere und moderne Stadt. Wir besuchen einen interessanten Miniaturen Park, wo die berühmtesten Sehenswürdigkeiten Chinas zu finden sind. Bei diesem überschaubaren Grössenverhältnis wird mir erst richtig bewusst, wie unglaublich riesig einige dieser Bauwerke sind. Besonders die Grosse Mauer und die Anlage des Sommerpalastes von Beijing beeindrucken mich. Wir lassen uns von den Sehenswürdigkeiten inspirieren und freuen uns darauf, einige davon auf unserer Reise im Massstab 1:1 zu sehen.

Unsere Reise führt uns weiter nach Guangzhou, der Hauptstadt der bevölkerungsreichsten Provinz Guangdong. Hier suchen wir einen TCM-Praktiker auf, um die Schmerzen vom Bandscheibenvorfall mit einer traditionellen Behandlung mit Tuina-Massage und Moxabustion etwas lindern zu können.
Zu Beginn des Dragon Boat Festivals sind wir in der Stadt und pilgern am Abend gefühlt mit der gesamten Bevölkerung zum Canton Tower, einem Fernseh- und Aussichtsturm, um dort die Lichtshow zu bewundern. Wir lassen uns von der Menschenmenge mitreissen und geniessen die Aussicht vom Fluss auf den farbenfroh beleuchteten Turm bei kühler Abendluft. 

Nach Guangzhou besuchen wir die Stadt Guilin, wo es in Strömen regnet. Einerseits ist das sehr angenehm, da die Temperaturen sich im Bereich von 26 Grad befinden (statt der üblichen 30-35 Grad). Andererseits regnet es so heftig, dass wir keine grosse Lust haben, die Stadt zu erkunden. Glücklicherweise lässt der Regen während der nächsten Tage nach, so dass wir doch noch etwas von der Stadt sehen. Wir besuchen abends das Wahrzeichen der Stadt: die Sonnen- und Mondpagoden, welche wunderschön beleuchtet sind und vor allem im Dunkeln zur Geltung kommen.
Bald fahren wir nach Yangshuo weiter, wo die eindrückliche und für diese Gegend typische Karsthügel-Landschaft gewaltig ist. Unser Hotel liegt etwas erhöht, so dass wir vom Panoramafenster unseres Zimmers aus jederzeit eine wunderschöne Aussicht haben. Wir mieten für die nächsten drei Tage einen Elektroroller und erkunden die Gegend. 
Besonders empfehlenswert ist ein Ausflug zum Ruyi Peak, der dank einer neu gebauten Seilbahn vom französischen Hersteller POMA gut und bequem zugänglich ist. Oben angekommen kann man einen tollen Rundgang auf den einfach begehbaren Plattformen machen. Der Weg führt über eine Hängebrücke zu einer erhöhten Aussichtsplattform. Wer möchte, kann auch über eine Glasbodenbrücke laufen. Auf allen Seiten liegen einem die Kalkstein-Karsthügel zu Füssen, ein unvergesslicher Anblick. 
Abends ist an der West Street, einem sehr touristischen Viertel in der Stadt, jeweils sehr viel los. Man wird von allen Seiten mit Musik beschallt. Vor Ort besteht die Möglichkeit, viele Spezialitäten dieser Gegend zu probieren. Besonders beliebt sind die vielen Shops, wo man die traditionellen Trachten der hiesigen Minderheiten für Fotoshootings ausleihen kann.
Lohnend ist auch ein Besuch der OpenAir-Show Impression Sanjie Liu in Yangshuo. Die Kulisse für die Show sind der Li-Fluss und die Karsthügel im Hintergrund, welche im Laufe der Show eindrücklich beleuchtet werden. Die Aufführung mit mehreren hundert Darstellern findet grösstenteils auf dem Fluss statt und die Choreografie ist sehr beeindruckend. 
Nach vier Tagen verlassen wir Yangshuo und fahren zurück nach Guilin. Zum Glück hat der Regen aufgehört und wir erhalten die Gelegenheit, die berühmten Reisterrassen von Longji bei gutem Wetter zu besuchen. Diese sind ca. 2.5 Stunden Busfahrt von Guilin entfernt. Auch hier gibt es eine Seilbahn, mit der wir nach oben fahren und danach gemütlich durch die saftiggrünen Reisterrassen hinunterwandern. Ein Ausflug hierher lohnt sich auf jeden Fall!

Die nächste Destination unserer Reise ist die Provinz Yunnan, wo wir zuerst Kunming, die "Stadt des Frühlings" besuchen werden.

 

Frühlingshaftes Yunnan

Die Reise führt uns weiter nach Kunming, «die Stadt des Frühlings», die auf ca. 1900 m ü. M. liegt. Aufgrund der erhöhten Lage geniesst man hier das ganze Jahr frühlingshafte Temperaturen. Auch hier werden seit einigen Jahren im Sommer aber um die 30 Grad erreicht. Die Provinz Yunnan ist ebenfalls bekannt für seine Vielfalt an wilden Speisepilzen. Das möchten wir uns nicht entgehen lassen und probieren einen köstlichen Pilz-Hotpot aus. Das abendliche Kunming lädt zum Spazieren ein und wir geniessen die Stimmung in den Fussgängerzonen.
Relativ bald brechen wir in Richtung Dali auf. Bekannt ist hier vorallem die kleine Altstadt in den Bergen am Erhai-See, ca. zwei Stunden Zugfahrt von Kunming entfernt. Dali ist inzwischen sehr touristisch geworden, besonders in den Monaten Juli und August wird die Altstadt von chinesischen Touristen regelrecht überrannt. Trotzdem überzeugt der Charme des Städtchens und wir erfreuen uns an der ländlichen Gegend und der kühlen Bergluft. Mit einem Sessellift kommt man auf die Cangshan-Bergkette direkt hinter der Stadt und kann den Hang entlang spazieren und die Aussicht auf den See hinunter bewundern. Der Erhai-See ist ein wunderschöner Ort, der zum Spazieren oder Fahrrad- bzw. Rollerfahren einlädt.

Nach Dali besuchen wir Lijiang, ebenfalls eine sehr beliebte Touristenattraktion der Provinz Yunnan. Lijiang liegt auf ca. 2400 m ü. M. Wir befinden uns hier schon fast im Himalaya Vorgebirge. Der Ort ist vor allem bekannt für die charmante Altstadt und den Jade Dragon Snow Mountain. Wir wohnen direkt in der Altstadt und erkunden jeden Tag die Gässchen und Gärten. Ganz in der Nähe gibt es noch mehrere andere Altstädte, jede mit ihrem eigenen Charme.
Leider können wir den wunderschönen Ort nicht in vollen Zügen geniessen, da die Schmerzen meines Freundes aufgrund seines Bandscheibenvorfalles zunehmen. Wir entscheiden uns daher, nicht wie geplant weiter nach Shangri-La zu reisen. Stattdessen beschliessen wir, nach Kunming zurückzukehren, eine Pause einzulegen und den Rücken in einem Spital behandeln zu lassen. Nach einigen Behandlungstagen stellen wir aber fest, dass alles nichts hilft und eine Operation notwendig ist. Nach Absprache mit der Versicherung wird mein Freund also in die Schweiz repatriiert, während ich die Reise in China fortsetze. Inzwischen hat er die Operation bereits hinter sich und ist zum Glück wieder schmerzfrei.

Ich fahre unterdessen von Kunming in den nahe gelegenen Stone Forest, ein UNESCO-Welterbe. Es handelt sich dabei um eine Anzahl von einzigartigen, säulenartigen Kalksteinformationen, die durch Erosion entstanden sind. Vor etwa 270 Millionen Jahren war die Region eine riesige Meerfläche und auch heute noch sieht man Fossile der ehemaligen Meeresbewohner. Der geologische Park ist in verschiedene Gebiete unterteilt, die wichtigsten davon der grosse und der kleine Steinwald. Der grosse Steinwald enthält die grösseren Formationen und ist ein labyrinthartiges Gebiet mit vielen engen, teils steilen Stellen und gewundenen Pfaden. Auf einer kleinen Aussichtsplattform kann man das Gebiet überblicken, ein eindrücklicher Anblick. Der kleine Steinwald erinnert mehr an einen Garten. Die Steinsäulen sind kleiner und auf einer Rasenfläche verteilt. Einige besondere Formationen sehen aus wie Tiere, Pflanzen oder menschliche Figuren und sind entsprechend benannt. Beide Teile des Parks sind auf ihre eigene Art speziell und wunderschön.

Als nächstes werde ich die Provinz Sichuan besuchen, den Heimatort der Pandas.
 

Das Land der Pandas

Die Zugfahrt von Kunming nach Chengdu in der Provinz Sichuan dauert etwas über sechs Stunden. Da ich mit dem Hochgeschwindigkeitszug unterwegs bin, ist die Reise ziemlich angenehm. Es gibt Steckdosen, um das Handy aufzuladen und man kann sogar Essen und Getränke von ausserhalb über einen Lieferdienst bestellen und bis an den Sitzplatz liefern lassen. Dank der hohen Geschwindigkeit (bis zu 330km/h) werden die ehemals sehr langen Fahrten massiv verkürzt.

In Chengdu treffe ich mich mit Guo Hui von unserem Büro in China, der mich über die nächsten Tage begleitet. Wir fahren in die nahe gelegenen Berge zum Wolong Naturreservat, welches zum Schutz der Grossen Pandas gegründet wurde. In der kühlen Bergluft auf 1700 m ü. M. fühlen sich die Pandas sichtlich wohler als in der über 30 Grad heissen Stadt Chengdu, wo es ebenfalls eine Aufzuchtstation für Pandas gibt. In Wolong sehe ich das erste Mal Pandas, die herumtollen, rennen und auf Bäume klettern. Dazu kommt eine wunderschöne Berglandschaft im Hintergrund. Ein Ausflug hierher lohnt sich auf jeden Fall! 
Auf der Rückfahrt nach Chengdu legen wir einen Stopp in Dujiangyan ein. Wir besuchen das Dujiangyan Bewässerungssystem. Es handelt sich um ein Stauwehrsystem, welches seit über 2000 Jahren das Sichuan-Becken bewässert und die Stadt Chengdu mit Wasser versorgt. Dujiangyan ist im Jahr 2000 als UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen worden. Die Gegend ist wunderschön, besonders am Abend sind die Promenaden entlang der verschiedenen Flüsse gut besucht. Überall wird Musik gespielt, gegessen und getrunken; man geniesst die sommerliche Stimmung. 

Die Stadt Chengdu lässt sich dank des weitläufigen U-Bahn Netzes sehr gut im ÖV erkunden. Ich besuche einige Pärke und Kulturstätten. Da in China gerade Sommerferien sind, bin ich dabei fast nie allein, sondern bewege mich in einer riesigen Menschenmenge. In einem daoistischen Tempel probiere ich die vegetarische Tempelküche. Hier ist es ruhig und entspannt, man kann eine Tasse Tee bestellen und den ganzen Nachmittag hier verbringen. Dazu gibt es eine Kanne heisses Wasser, die man immer wieder auffüllen kann. Viele ältere Leute finden sich in solchen Teegärten ein und bringen eine Zeitung mit oder spielen Kartenspiele. Beliebt sind auch Mahjong oder chinesisches Schach. Da ich in der Hitze etwas träge werde, lese ich ebenfalls gemütlich in meinem Buch und trinke Tee. Die aufgestellten Ventilatoren im Garten sorgen für kühle Luft.

Mit Guo Hui besuche ich das in China sehr bekannte Sanxingdui-Museum, welches vor ein paar Tagen erst wiedereröffnet wurde. Sanxingdui ist eine chinesische archäologische Fundstätte mit bemerkenswerten Artefakten aus der Shang-Dynastie (ca. 1570–1066 v. Chr.). Die interessantesten Funde sind grosse Bronzemasken und Bronzeköpfe. Es ist für mich sehr eindrücklich, wie solche riesigen Figuren und Masken mit den vielen kleinen Details vor über 3000 Jahren hergestellt wurden. Das Museum selbst ist ebenfalls sehr imposant, man merkt, dass hier mit viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Die Besucherführung wurde so klar wie möglich gestaltet. 
Beim abschliessenden Sichuan-Hotpot-Essen nehme ich Abschied von Guo Hui und der Stadt Chengdu, herzlichen Dank nochmals für die Gastfreundschaft!

Weiter zieht es mich in die einwohnermässig grösste Stadt der Welt, Chongqing. Ich kenne die Stadt noch nicht und für mich ist Chongqing eine unvergleichliche Stadt. Da Chongqing auf sehr hügeligem Gelände entstanden ist, sind die Strassen teilweise sehr steil. Dies drückt sich in dem Namen „Stadt der Berge“ aus. Der Jangtse, der längste Fluss Chinas, fliesst zusammen mit anderen Flüssen durch die Stadt. Ich bin beeindruckt von der gewaltigen Aussicht, die sich mir bietet. Das Nahverkehrsnetz in Chongqing besteht im Gegensatz zu vielen chinesischen Städten nicht nur aus einer U-Bahn, sondern auch aus einer aufgesattelten Einschienenbahn. Diese fährt entlang des Flusses, so dass man während der Fahrt die Landschaft betrachten kann.
Ich besuche in Chongqing das Viertel Ciqikou und das 11-stöckige Pfahlhaus Hongyadong, welches vor allem abends dank der spektakulären Beleuchtung sehr beliebt ist. Die Lage des Pfahlhauses direkt am Fluss und entlang des Kliffs macht einen Teil seines speziellen Charakters aus. Wer den japanischen Zeichentrickfilm «Spirited Away» (deutscher Titel «Chihiros Reise ins Zauberland») kennt, wird vielleicht beim Anblick des Gebäudes daran erinnert. 

Mein nächstes Ziel ist ein weiteres UNESCO-Welterbe, der Zhangjiajie National Forest Park.

Die Hallelujah-Berge von Pandora

Der Zhangjiajie National Forest Park umfasst ein riesiges Gebiet, in dem man gut mehrere Tage verbringen kann. Daher werden nur 4-Tages-Tickets verkauft. Wie üblich wird für den Kauf des Tickets ein Pass benötigt und es wird sogar ein Foto von mir gemacht. Nach der Bezahlung bin ich etwas stutzig, da ich kein Ticket erhalte. Bei Nachfrage stellt sich heraus, dass mein Gesicht sozusagen das Ticket ist. Ich bin etwas skeptisch, aber als ich zum Eingang laufe wird mein Gesicht tatsächlich von der Kamera erkannt und die Schranken öffnen sich. Das System ist praktisch, da ich mir nun keine Sorgen darum machen muss, mein Ticket während der nächsten Tage zu verlieren.
Die im Park verkehrenden Shuttle-Busse sind im Ticketpreis inbegriffen. Der ganze Park ist auf den chinesischen Inlandtourismus ausgelegt und man kann theoretisch alle wichtigen Sehenswürdigkeiten innerhalb eines Tages besichtigen. Es lohnt sich aber, etwas mehr Zeit zu investieren, da die Landschaft gewaltig ist. Ich verbringe insgesamt drei Tage im Park. 

Das Wetter ist sehr heiss und ich verzichte darauf, die Berge zu Fuss zu erklimmen. Als Alternative gibt es mehrere Seilbahnen und als Highlight den verglasten Bailong-Lift. Als erstes fahre ich zum bekanntesten Ort im Park, der als Inspiration für die Hallelujah-Berge auf dem Planeten Pandora aus dem Film Avatar diente. Hier befinden sich die meisten Menschen und ich stelle fest, dass die ruhigeren, weniger populären Orte mindestens ebenso spektakulär und schön sind. Die bewachsenen Felssäulen faszinieren mich sehr und ich kann stundenlang diese beeindruckende Landschaft auf mich einwirken lassen. 
Vorsicht ist bei den hiesigen Makaken geboten. Die Affen sind sich mittlerweile an Menschen gewöhnt und können aggressiv werden, wenn man sie provoziert. Offeriert man aber kein Essen und lässt sie in Ruhe passiert grundsätzlich nichts. 

An einem anderen Tag wandere ich zuerst im Tal dem Bach entlang und betrachte die Felsspitzen aus der Froschperspektive. Der Weg gefällt mir gut, überall sind Kinder im Wasser am Spielen und die Temperatur befindet sich dank den Bäumen entlang des Baches auf angenehmen 25 Grad. Der Weg ist ca. 6 Kilometer lang, weshalb viele Touristen aus Zeitgründen darauf verzichten. Ich geniesse die Ruhe und die Absenz der Gruppentouristen, deren Tourguides jeweils mit Lautsprechern unterwegs sind.

Ich bin froh, dass ich genügend Zeit eingeplant habe, um auch Routen abseits vom Massentourismus zu erkunden und entdecke nach einer Seilbahnfahrt einen netten Rundweg in der Höhe, wo ich nur sporadisch anderen Leuten begegne. Abseits vom Rummel empfinde ich die Landschaft als noch imposanter und ich bleibe oftmals einfach stehen, um in die Ferne zu schauen.
Ich habe während des gesamten Aufenthaltes extremes Glück mit dem Wetter, normalerweise regnet es in dieser Gegend sehr oft. Man trifft meistens wolkenverhangene Berge an oder auch nur eine graue Nebelsuppe. 

Nach meinen Abenteuern in Zhangjiajie treffe ich mich mit meiner chinesischen Schwägerin und wir besuchen zusammen die Provinz Hunan.

Die bergige Provinz Hunan

Mit meiner Schwägerin besuche ich einige Orte in der Provinz Hunan. Hunan ist bekannt für seine scharfe Küche, deshalb enthält das Essen jeweils viele Chillies. Kulturell ist der Einfluss der beiden Minderheiten Tujia und Miao hier sehr stark. Viele der Einheimischen tragen bis heute die bunten traditionellen Trachten.

Wir besichtigen zuerst die Stadt Furong. Ursprünglich hiess die Stadt Wangcun, aber dank eines sehr erfolgreichen Filmes wurde sie in Furong umbenannt. Bekannt ist hier vor allem die Altstadt von Furong, welche sich auf einem Kliff oberhalb eines imposanten Wasserfalls befindet. Abgesehen von der Altstadt hat diese Gegend noch einiges zu bieten. 
Zum Beispiel Hong Shilin, der Rote Steinwald. Der Ort wurde so benannt, da die Entstehung der Gesteinsformen dem Steinwald in Kunming ähnelt. Vom Aussehen her ist dieser Steinwald jedoch völlig anders. Wenn es trocken ist, sind die Felsen rot. Bei Regen ändert sich die Färbung und wird schwarz.
In der Nähe von Furong kann man in einer Schlucht raften. Es handelt sich dabei aber eher um eine gemütliche Fahrt im Gummiboot. Um das Ganze etwas aufregender zu gestalten, werden anfangs viele Wasserpistolen verkauft. Während der ganzen Fahrt gibt es Wasserkämpfe mit den anderen Booten. Alle im Boot sind innerhalb von Minuten komplett durchnässt, glücklicherweise ist es ein warmer Tag. Als wir einen Wasserfall passieren, wird unser Boot absichtlich unter den Wasserfall gesteuert, so dass wir eine volle Ladung kaltes Wasser abbekommen. 

Als nächstes fahren wir nach Fenghuang. Die Stadt liegt nur 30 min mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Furong entfernt. Fenghuang – was auf Deutsch übersetzt Phönix bedeutet – ist berühmt für die wunderschöne Altstadt entlang des Flusses. Speziell sind vor allem die Pfahlbauten, die man vom Flussufer aus gut betrachten kann. Wir schlendern durch die Gässchen und bewundern die alten Gebäude. Hier trifft man etliche kostümierte chinesische Touristen an, die bei den schönsten Stellen für ein professionelles Fotoshooting anstehen.

Nach Fenghuang besuchen wir das kleine Dorf Dehang der Miao-Minderheit. Hier bleiben wir zwei Nächte. Mir gefällt es sofort supergut. Das Dorf ist zwar touristisch, trotzdem sind wir praktisch die einzigen Gäste. Dafür profitiert das Dorf von der Infrastruktur, die der Tourismus mit sich bringt. Gut ausgebaute Strassen führen zum Dorf und die Häuser sind alle in einem tadellosen Zustand. Das Abendessen im Garten mit den Bergen im Hintergrund ist für mich ein persönliches Highlight. 
Ganz in der Nähe des Dorfes befindet sich die Aizhai-Brücke, eine riesige Hängebrücke. Diese Autobahnbrücke führt in über 300m Höhe über eine Schlucht. Sie ist über einen Kilometer lang und hat mehrere bautechnische Rekorde gebrochen. Touristen können die Brücke zu Fuss überqueren. Wenn man die Brücke besucht, kann man zusätzlich noch einem Cliff Walk entlang laufen. Der Weg ist grossartig konstruiert und man kann die umliegende Landschaft bewundern.

Etwas wehmütig verabschieden wir uns nach zwei Tagen von dem herzigen Dorf und fahren Richtung nächste Grossstadt. Während wir auf unseren Zug warten, besuchen wir ein Museum. Im Museum werden die Bräuche der beiden Minderheiten Tujia und Miao vorgestellt. Wir lernen etwas über die Kultur und lesen von den Geistergeschichten und Mythen, die vor allem in der Miao-Kultur gängig sind. 
Erschöpft von den letzen Reisetagen entscheiden wir uns, es einige Tage etwas ruhiger angehen zu lassen und geniessen das Grossstadtleben. Wir fahren nach Changsha, unter Chinesen berühmt für Massagen und dem seit einigen Jahren populären Milchtee. Selbstverständlich probieren wir beides aus. 

Über Wuhan fahren wir nach Shanghai, von wo aus ich nach Seoul in Südkorea weiterfliege. Dort werde ich mich mit meiner Kollegin aus der Schweiz treffen. Meine Schwägerin bleibt in China, um ihre Familie zu besuchen. 

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