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Asien
01 Juni 2022

Reise nach Sri Lanka, 23.04.21 – 15.05.21

Hans Wettstein unterwegs in Sri Lanka - sein Reisebericht:

Seit Dezember 2019 habe ich keine grosse Reise mehr unternommen. Für mich als Menschen mit chronischem Reisefieber eine lange Zeit. Umso mehr freue ich mich, dass Reisen - auch nach Asien - jetzt wieder möglich sind. 
Ich habe mich für eine Ayurveda-Kur am Strand von Sri Lanka entschieden. Für eine optimale Wirkung einer Ayurveda-Kur ist sowieso ein stationärer Aufenthalt nötig. Es fühlt sich also an, wie vor der Pandemie. Nach der zweiwöchigen Kur werde ich eine kleine Rundreise durchs Land machen.

Der neuste Beitrag ist jeweils zuoberst, die vorherigen Tage sind unten angehängt.
Reiseübersicht Sri Lanka

Montag, 19. April 2021

Was für die meisten Reisen gilt, gilt auch für Sri Lanka: Wer ins Flugzeug steigen will, braucht ich einen PCR-Test. Ich entscheide mich für einen Selbsttest, den ich zu Hause machen kann. Es ist ein Speicheltest, das unangenehme Einführen des Stäbchens in die Nase entfällt.

Buchbar auf dem folgenden Link
 

viselio.com/insight

Dienstag, 20 April 2021

Das Päckli mit dem Selbsttest ist bereits am nächsten Tag im Briefkasten. Der Speicheltest ist unkompliziert und das Röhrchen innerhalb von ein paar Minuten bereit für das Labor. Zurück geht’s wieder per Post oder wer ganz sicher gehen will, bringt es direkt im Labor in Kloten vorbei. Am nächsten Tag kommt die E-Mail mit dem negativen Resultat. Meiner Abreise steht nichts mehr im Wege! Wichtig ist, dass der Test bei 72 Stunden vor Abflug gemacht wird. Massgebend sind Abflugdatum und Zeit ab Zürich.

Flug über Dubai nach Colombo (Sri Lanka)

Bei meiner Abreise am Nachmittag des 23. April ist der Flughafen Kloten gespenstisch leer. Das Check-in, die Sicherheits- und Passkontrolle sind im Nu erledigt. Die wichtigsten Dokumente sind neben dem Pass der negative PCR-Test und das Visum für Sri Lanka, dieses bekommt man nur, wenn man ein sogenanntes «Level 1»-Hotel gebucht hat.

https://www.insight-reisen.com/blog/reiseinfos/news-ayurveda-in-sri-lanka-seit-21-januar-2021-wieder-moeglich/

 

Emirates fliegt jeweils am Nachmittag nach Dubai. Statt einer grossen A380 wird jetzt eine Triple Seven eingesetzt. Das Flugzeug ist nicht ganz voll, aber gut besetzt. Meine Sitar kommt wie immer mit auf die Reise und wird mit dem Gepäck eingecheckt. Mit mir unterwegs ist auch mein Freund und Kollege Beat Niederer, er leitet immer wieder Touren für uns. Einige Läden und der Duty-Free sind geöffnet. Leider sind die Restaurants geschlossen, aber ein Take-Away auf der Sonnenterrasse beim Gate D ist offen. Einen lieben Gruss an alle, die schon lange nicht mehr in einem Flugzeug gesessen sind!

Ankunft in Sri Lanka

Nach weniger als sechs Stunden landen wir in Dubai. Hier sind alle Läden und Restaurants geöffnet. Es sind allerdings deutlich weniger Passagiere unterwegs als vor der Pandemie – nirgends Warteschlangen oder Gedränge. Eigentlich, denke ich mir, ist es gar keine schlechte Zeit zum Reisen. Da ich während meiner Ayurveda-Kur keinen Alkohol und kein Koffein zu mir nehmen werde, geniesse ich diese Annehmlichkeiten unterwegs in vollen Zügen. Schon geht’s weiter. Auch der Weiterflug nach Colombo ist nicht voll besetzt. 

Nach der Ankunft in der srilankischen Hauptstadt Colombo geht die Pass- und Gesundheitskontrolle schnell und unkompliziert vor sich. Die Angestellten in voller PCR-Montur sehen ein wenig irritierend aus. Wir werden von unserem Fahrer Chandra abgeholt, auch er muss gemäss dem geltenden Sicherheitsprotokoll einen Schutzanzug und Handschuhe tragen. In Sri Lanka werden die Sicherheitsregeln mit Maske und Abstand von der Bevölkerung gut eingehalten. Dies im Gegensatz zum Nachbarstaat Indien.

Auf einer vom chinesischen Staat gebauten Autobahn fahren wir in zweieinhalb Stunden an den Strand von Weligama im Südwesten des Landes. Im Hotel «Ayurvie Weligama» werden wir bereits erwartet. Wieder wird ein strenges Sicherheitsprotokoll eingehalten: Der Wagen und unser Gepäck wird desinfiziert. Ein Gesundheitsfachmann aus der nahen Klinik führt einen PCR-Test durch (Nummer 2 auf dieser Reise). Es ist mittlerweile 12.00 Uhr am Mittag. Vor uns sind weitere Gäste aus der Schweiz angekommen. Auch sie werden getestet. Das Resultat soll nach rund 24 Stunden da sein. In dieser Zeit sind bleiben wir unter uns. Der Pool, das Meer und Ayurveda-Zentrum müssen noch warten. Lunch und Dinner werden in einem separaten Bereich vom Restaurant serviert und wir können uns im Zimmer ausruhen. Der erste Ausblick vom Zimmer auf die Bucht von Weligama ist schon einmal traumhaft!

Negativ und der erste Ayurveda-Tag

Nach dem ersten Frühstück in Sri Lanka überbringt uns Hotelmanager Asoka die gute Nachricht: Wir sind Covid-negativ. Direkt nach dem Frühstück gehts zu Ayurveda-Arzt Doctor Herath. Zu meiner Überraschung spricht dieser recht gut Deutsch. Er misst meinen Puls, schaut sich meine Zunge an – nach diversen Fragen zu meinem Lebenswandel werde ich als Vata-Kapha Typ eingestuft – eine interessante Mischung: Das kreative, sich schnell im Leben bewegende Vata-Dosha trifft auf den eher behäbigen, sich nicht verändern wollenden Kapha-Typus. Ich bin also beides in einem.

Doctor Herath verschreibt mir die kommenden Anwendungen meiner Kur. Mich zieht es im Moment aber vor allem an den Strand, der gleich vor dem Hotel liegt. Jetzt, während der Monsunzeit ist der Strand schmaler als in der Trockenzeit und das Meer unruhig. Die Weligama Bay ist ein Hotspot für einheimische Surfer, die vor allem am Wochenende auf den Wellen reiten. Bei meinem ersten Besuch ist die Beach menschenleer. Der Kontakt mit Einheimischen ist uns nicht erlaubt, darum bin ich froh um die Ruhe. Im Hotel selber gibt es viel Platz zum Relaxen. Endlich wieder mal ein Buch lesen! Vor dem Essen wird eine Box mit Ayurveda-Medizin gereicht – ab heute unser täglich Brot in dieser Kur.

No Coffee. Please!

Doctor Herath schaut mich streng an: No coffee, please… Kaffee und Tee würden den Effekt der Ayurveda-Medizin schmälern. Ich nicke. Trotz anfänglicher Entzugserscheinungen halte ich mich an die Empfehlungen, denn ich möchte ja frisch, munter und entspannt in die Schweiz heimkehren. Also kein Kaffee mehr – für die Dauer der Kur zumindest –, dafür warmes Wasser und Ingwer-Koriander-Tee, der entgiften soll. Nach dem Frühstück (ohne Kaffee!) gehe ich um 10.00 Uhr ins Ayurveda-Zentrum. Danushka ist mein Therapeut. Für die Angestellten des Hotels besteht Maskenpflicht, für die Gäste nicht. Zuerst steht eine Inhalation, dann eine wunderbare Massage, heisse Kräuterstempel und zum Schluss ein Dampfbad auf dem Programm. Besser kann man nicht Akklimatisieren!

Ayurveda-Ayurveda

Nochmals geniesse ich eine angenehme Massage bei Danushka. Er hat langjährige Erfahrung mit Ayurveda-Massagen und ist ein aufmerksamer Therapeut. Er spricht Englisch und ich geniesse die Gespräche mit ihm. Danushka wohnt im 40 km entfernten Hikkaduwa, In der anschliessenden Konsultation bei Doctor Herath erfahre ich, dass schon am nächsten Tag der Purgation Day angesagt ist – der berühmt-berüchtigte Abführtag. Mit uns im Hotel sind noch zwei deutsche und zwei Schweizer Gäste. Insgesamt sind wir zu sechst. Um die Fixkosten decken zu können, müsste das Hotel mindestens 15 Gäste haben. Trotzdem bemühen sich die dreissig Angestellten enorm um uns, der Service ist hervorragend und das ganze Hotel blitzsauber. Um sich und die Reisenden vor Covid zu schützen, wohnen alle Angestellten auf dem Hotelgelände und haben keinen direkten Kontakt zur Aussenwelt. Dies verlangt das Protokoll der heimischen Tourismusbehörde.

Purgation

Das geflügelte Wort «Morgenstund hat Gold im Mund» triffts heute nicht… Bereits um 7.45 Uhr bekommen wir das Abführmittel. Danach warten wir im Hotelzimmer auf dessen Wirkung. Bald ist alles vorbei und wir bekommen zum Lunch eine kleine Reissuppe. Der Stuhlgang ist denn auch das zentrale Thema am Mittagstisch unter den Ayurveda-Gästen. Für einmal lassen wir das Wetter Wetter sein. Zurecht, denn es ist durchwegs angenehm. April/Mai ist in Sri Lanka Regenzeit, bis jetzt hat es aber nur in der Nacht kurz geregnet, tagsüber geniessen wir eitel Sonnenschein. Eine frische Brise, die vom Meer her bläst, macht den Aufenthalt im Freien angenehm. Es ist nie wirklich heiss – geradezu ideale Bedingungen für eine Ayurveda-Kur! Bereits erwähnt habe ich meinen langjährigen Freund Beat Niederer, der mich auf dieser Reise begleitet. Er hat lange Zeit in Indien gelebt leitet seit vielen Jahren Reisen für Insight Reisen. Endlich habe ich es geschafft, ihn mit der Kamera einzufangen.

Yoga mit Asoka

Jeden Morgen um 6.30 Uhr stehe ich auf der Yogamatte, abends um 17.30 Uhr ein zweites Mal. Yoga ist die ideale Ergänzung zu meinen Ayurveda-Behandlungen. Beide Lebensphilosophien haben ihren Ursprung in Indien. Während Yoga vor allem danach strebt, den Geist zur Ruhe zu bringen, bringt Ayurveda den Körper ins Gleichgewicht. Mein Yogalehrer Asoka Sajiwa nimmt Rücksicht auf Anfänger wie mich. Er macht es sehr locker und es ist auch für Anfänger wie mich geeignet. Das Surya Namaste besteht aus 12 Asanas und wir üben es mehrmals hintereinander. Vielleicht kann ich es dann nach zwei Wochen. Asoka hat ein Yogadiplom der Ayurveda Universität von Colombo und auch hat als Recreation Manager im Luxushotels gearbeitet und hat es als Gewichtheber in die Nationalmannschaft geschafft. Er ist auch Personal Trainer, was einem jungen Paar aus der Innerschweiz zugute kommt, er macht mit ihnen noch ein richtiges Workout nach dem Yoga. 

 

 

 

Der Stirnguss

Eine weitere sehr wichtige und angenehme Anwendung im Ayurveda ist heute angesagt: Shirodhara, die Ölstrahl-Kopfbehandlung. Diese Anwendung fördert Hirnfunktionen und Sinneswahrnehmungen hilft bei Schlaflosigkeit, stressbedingten Störungen und stärkt die Konzentrationsfähigkeit. Es kann auch intensive Träume auslösen und unbewusste, nicht verarbeitete psychische Vorgänge ins Bewusstsein gelangen und verarbeitet werden. Voraussetzung für diese Anwendung ist die abgeschlossene Purgation, Dr. Herath nimmt es überhaupt sehr ernst mit den Behandlungen. Nach dem Stirnguss dürfen wir zwei Tage nicht ins Wasser, kein Yoga und müssen den Kopf mit einem Tuch bedecken, damit sich die Wirkung entfalten kann. Die meinen es wirklich ernst hier im Ayurvie Weligama mit dem Ayurveda! Dr. Herath hat sich sein Deutsch übrigens selber angeeignet durch den Kontakt zu Deutsch sprachigen Gästen. 

Ganz heiss: Kräuterstempelmassage

Was für ein Start in den Tag: Zuerst verwöhnt mich Danusha mit einer Kopfmassage, dann geht’s abwärts bis zu den Füssen. Ich liege völlig entspannt auf der Massageliege, als ich mithilfe von mit Pflanzen und Kräutern gefüllten Stoffbeuteln weitermassiert werde. Die Kräuterstempel werden immer wieder erhitzt und erzeugen eine wohltuende Wärme im ganzen Körper. Diese Behandlung regt den Stoffwechsel an und stärkt das Immunsystem. Dhanushka nimmt sich Zeit und zeigt mir, wie er die Stoffbeutel mit Heilpflanzen und Kräutern füllt.

Ayurveda für Foodies

Wer Angst hat, in einer Ayurveda-Kur käme der kulinarische Genuss zu kurz, der liegt falsch. Das Essen ist zwar vegetarisch, aber äusserst abwechslungsreich und und lecker. Bereits beim Frühstück schickt uns die Küchenmannschaft auf ein kleines Gaumenabenteuer: Es serviert String-Hoppers (Reisnudelfladen) mit Dal (Linsen) und Kokosnussraspel – und wie immer frische Früchte und einen Fruchtsaft. Hungern muss man hier definitiv nicht. Spannend ist, dass die Ernährung im Ayurveda auf den Gast abgestimmt wird. Je nach Dosha – Sie erinnern sich – ich bin Vata-Kapha – werden die Zutaten anders zusammengestellt. Natürlich eignet sich eine Ayurveda-Kur perfekt, um Gewicht zu verlieren. Ich hatte mir vorgenommen, so viel zu essen, wie ich Lust habe – und habe trotzdem schon drei Kilos verloren.

Unser temporäres Daheim

Im Ayurveda-Zentrum gibt es zwei Konsultationsräume: Im einen praktiziert Doctor Herat, im anderen Frau Doctor Sewandi. Weiter stehen Gästen Räume mit einem Kräuterbad, zwei Räume mit einem Dampfbad und diverse Behandlungsräume zur Verfügung. In der Kräuterapotheke wird die Ayurveda-Medizin aufbewahrt und in der Ayurveda-Küche werden die Essenzen täglich frisch zubereitet. Im Ayurvie Weligama wird besonderen Wert auf den Komfort in den Zimmern und das Interieur gelegt. Von den grosszügigen Balkonen geniesst man eine traumhafte Sicht auf den Ozean. Am Horizont fahren auf dem Weg Ozeanriesen Richtung Suezkanal oder China, manchmal kann man die Stelzenfischer der Weligama Bay beobachten. Die luxuriösen Junior-Suiten und Suiten bieten Wohnkomfort, wie es man ihn selten findet in einem Ayurveda-Resort: Zuviel arbeiten sollte man ja während einer Kur eigentlich nicht, aber man kann sich hier problemlos einen Arbeitsplatz einrichten und ab und zu etwas erledigen. Auch das WLAN ist erstaunlich stabil. Doch nun genug geschrieben – ich erhole geniesse lieber wieder die Aussicht aufs Meer… 

Der zweite Covid-Test

Heute morgen ist der zweite PCR-Test in Sri Lanka angesagt. Der Mitarbeiter der nahen Klinik erscheint in Vollmontur – so ist es von der Tourismusbehörde vorgeschrieben. Natürlich beobachte ich die Covid-Situation in Asien genau und es ist mir bewusst, wieviel Leid die zweite Welle in Indien aktuell verursacht. In Nepal wurde vor drei Tagen ein Lockdown verordnet und fast alle Flüge wurden gestrichen. Aufmerksam verfolge ich die Entwicklung in Sri Lanka – auch hier steigen die Zahlen seit einer Woche. Doch mit 2000 Infektionen pro Tag liegen sie immer noch deutlich tiefer als in der Schweiz. Das Sri Lanka auf der Quarantäne-Liste des BAG (Link) landen wird wie die Malediven, ist im Moment nicht zu befürchten. Sri Lanka hat sich von seinem grossen Nachbarn Indien regelrecht abgeschottet. Es besteht eine Quarantänepflicht von 14 Tagen für alle, die nach Sri Lanka einreisen. Wir sind genau genommen auch in dieser Qurantäne, mit dem Unterschied, dass wir hier eine Ayurveda-Kur ohne Einschränkungen geniessen dürfen. Wir folgen also sorgenfrei weiter den Anweisungen von Doctor Herat, geniessen die Massagen, relaxen am Pool und schwimmen zweimal proTag in der wunderschönen Weligama Bay.

40 Jahre Asien und zwei Konzerte!

Auf dieser Reise feiere ich ein ganz besonderes Jubiläum: 1981 bin ich – noch keine 20 Jahre alt – nach dem Abschluss der Handelsschule mit zwei Schulkollegen nach Sri Lanka geflogen. Ich kann mich noch genau an die Zugfahrt von Colombo nach Hikkaduwa erinnern, die Palmen zogen ans uns vorbei und Asien hat mich sofort in Bann gezogen. Wir reisten später nach Kerala weiter und reisten über die Teeberge an den Hippiestrand von Trivandrum, die Lighthouse Bay, weiter. Über Madurai und Rameswaram ging der abenteuerliche Trip mit der Fähre zurück nach Sri Lanka. Meine Leidenschaft war entfacht: Nach dieser Reise war klar, dass ich länger durch Asien reisen wollte. Das nötige Kleingeld dazu habe ich mir später bei SSR-Reisen (später STA Travel) zusammengespart. Schöne Erinnerungen! Und es passt wunderbar, dass ich heute gleich zwei Konzerte geben darf im Hotel Ayurvie: Zuerst spiele ich bei Sonnenuntergang im Ayurveda-Zentrum für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie haben noch nie eine Sitar gesehen. Anschliessend gebe ich für die wenigen Hotelgäste ein kleines Konzert im Yogaraum. Ich freue mich!

Von Level 1 zu Level 1

Viele Ayurveda-Resorts bieten ihren Gästen kurze Ausflüge in die nähere Umgebung an. Von unserem Hotel aus könnte man das portugiesische Fort von Galle besuchen oder einen kleinen buddhistischen Tempel, der vom Hotel finanziell unterstützt wird. Aufgrund der Corona-Pandemie dürfen wir das Hotel nicht für Sightseeing verlassen. Ich hatte mir vorgenommen, ein Ayurveda-Resort in der Nähe des Ayurvie Weligama zu besuchen, auch dieses Hotel wurde als sogenanntens «Level 1»-Hotel eingestuft, und ich möchte unseren Kundinnen und Kunden aktuelle Informationen geben können. Ich bitte also um diesen Kurztrip… Um unser Hotel verlassen zu dürfen, brauche ich eine Bewilligung der lokalen Tourismusbehörde. Ich fühle mich ein wenig so, als würde ich einen bewilligten Hafturlaub beantragen ;-) Ich habe keine Wahl, denn würde ich unsere «Level 1»-Hotel ohne Bewilligung verlassen, würde mir die Rückkehr verwehrt. Die Kontrollen sind in Sri Lanka sehr streng. Das zeigt sich auch, als – nach eingegangener Bewilligung – nachmittags mein Taxi vors Hotel fährt. Der Chauffeuer ist von Kopf bis Fuss in einen Schutzanzug gehüllt. Bevor ich ins Auto steigen darf, wird meine Körpertemperatur gemessen und dann geht’s endlich los! Wir fahren der Küste entlang über Matara nach Talalla ins Hotel Surya Lanka: Ein sehr schönes Ayurveda-Resort mit einem grossen, lauschigen Garten direkt am Meer. Unterwegs geniesse ich den Blick auf die vorbeiziehenden Küstenstädte. Alle Menschen tragen Masken, es wird Abstand gehalten, auch an den Busstationen gibt es keine grossen Menschenansammlungen. Da meine 14 Tage «Level 1»-Quarantäne noch nicht abgeschlossen ist, darf ich das Auto nicht verlassen, Shopping ist also leider nicht möglich. Umso mehr schätze ich meine kleine Tour durch das Hotel Surya Lanka. Manager David zeigt mir die Hotelanlage, in der aktuell ein Dutzend Gäste im schattigen Garten relaxen. Ich geniesse einen richtigen Ceylon-Tea, bevor ich wieder in unser Refugium an der Weligama Bay chauffiert werde.

Am nächsten Morgen erhalten wir zum Frühstück eine ganz besondere Frucht: Die Bel-Frucht, auch Beli, bengalische Quitte oder Schleimapfel genannt. Die dreigeteilten Blätter vom Belbaum werden mit Shivas Dreizack verglichen und sind eine wichtige Opfergabe in Shiva-Tempeln. Der Geschmack ist für unsere Gaumen überraschend: zuerst bitter, dann süsslich. Die Bel-Frucht soll die Verdauung unterstützen und ist darum sehr gesund. 
 

Der letzte Tag

Kaum zu glauben, aber bereits ist der letzte Tag unserer Kur angebrochen. Zum Frühstück gibt es heute Idli mit Sambar und Chutney –kleine gedämpfte Reisküchlein mit Gemüsecurry und Kokosnuss-Chutney. 
Die Zeit ist unglaublich schnell vergangen, sogar für mich, der eigentlich lieber von Ort zu Ort reist, als stationär zu kuren. Hier im Ayurvie hat es mir so gut gefallen, dass ich wider Erwarten gerne eine Woche länger bleiben würde «Relaxing» statt «Exploring» ist in diesen speziellen Zeiten angesagt und ganz ehrlich: Es ist überhaupt nicht «boring». Auch mein langjähriger Freund und Reisebegleiter Beat Niederer war zu Beginn unsicher, ob ihm ein so langer Kuraufenthalt gefallen würde. Inzwischen ist er so begeistert, dass er sich vorgenommen hat, von nun jährlich eine Ayurveda-Kur zu einzuplanen. Noch einmal geniessen wir eine eine wohltuende Massage. Der krönende Abschluss der Kur ist ein duftendes Blütenbad. Im warmen Badewasser schwimmen Blumen, Kräuter, Früchte und sogar Quark wurde beigemischt. In der Abschlusskonsultation bei Doctor Herat erhalte ich umfangreiche Ernährungsempfehlungen und ein Öl für meine Arme, die beim täglichen Sitar-Spiel stark gefordert werden.
Im Ayurvie gibt es diesen schönen Brauch, dass die Gäste an ihrem letzten Abend ein Wunsch-Menu bestellen dürfen. Für mich ist klar: Es muss ein Fischcurry nach lokaler Art sein! Bye bys Ayurvie Weligama. Wir werden uns wiedersehen!
 

Ab in die Freiheit

Kurz vor der Fahrt in die Freiheit ein kleiner Dämpfer: Die Tourismusbehörde hat kurzfristig diverse Sightseeing-Orte für geschlossen, unter anderem die Nationalparks. Unser Reisefieber ist in der Ayurveda-Kur nicht geheilt worden und wir möchten endlich etwas vom Land sehen… Um acht Uhr morgens werden wir von unserem Fahrer Pathum abgeholt, zum Glück passt meine Sitar auf den Rücksitz! Es kann losgehen! Bevor wir losfahren dürfen, ist Arbeit angesagt: Hotel Inspection. Wir besichtigen eine kleine Villa am Meer mit Pool, ideal für Privatgäste oder eine Familie. Solche Besichtigungen gehören zu meiner Arbeit als Reiseveranstalter. Ich leiste sie mit Freude und hoffe, meine Erfahrungen bald wieder an meine Kundinnen und Kunden weitergeben zu dürfen. Auf dem Highway geht es bis zum Endpunkt der Strasse in Hambantota, von dort auf schönen Landstrassen mit wenig Verkehr an die Ostküste nach Potuvil und an die Arugam Bay. Uns fällt auf, dass fast ausnahmslos alle Einheimischen eine Maske tragen, auch draussen. Der Kumana-Nationalpark (Yala East) ist geschlossen, wir unternehmen stattdessen einen Ausflug aufs Land zu einem kleinen buddhistischen Kloster und dem sagenhaften Crocodile Rock. Ob dieser Fels Elton John zu seinem Hit inspiriert hat? Ich selber war vor vierzig Jahren hier – und habe damals auf eben diesem Felsen übernachtet. In all den Jahren hat der Ort nichts an Magie eingebüsst. Wir klettern über den Felsen, nehmen ein Bad im wilden Ozean und bekommen einen lokalen Kräutertee serviert: Der Iramusu-Tee wird mit einem Stück Kandiszucker gereicht. Bevor die Briten den Tee in Sri Lanka eingeführt haben, wurde hier dieser Kräutertee getrunken. Wir kennen ihn bereits – er wurde uns auch während der Ayurveda-Kur serviert. 

An unserem ersten Abend ausserhalb des Ayurveda-Resorts essen wir in einem typischen Beachshack direkt am Strand. jJunge Leute spielen Gitarre und ich genehmige mir den ersten Drink.
 

Glamping im Gal Oya-Nationalpark

Am Morgen erkunden wir die Arugam Bay und treffen dabei auf Enrico aus Genua. Er ist auf dem Weg zu seinem Surfspot. Enrico hat seine 14-tägige Quarantäne im Hotel am «Whiskey Point» (heisst wirklich so) absolviert. Er führt ein sportliches Leben: Im Winter war der Italiener Freeride-Instruktor in Andermatt. Nun will er den ganzen Sommer surfen. Die Arugam Bay ist ein Traum für Surferinnen und Surfer. Die Wellen an der Spitze der Bucht sollen von Juni bis August perfekt sein. Schön auch, dass das Wetter an der Ostküste im Sommer warm und trocken ist – dann wenn an der Westküste der Monsun Regen bringt. Mit ein paar Ausnahmen gibt es hier vor allem einfachere Hotels. Nach ein paar Hotel-Besichtigungen fahren wir weiter in den Gal Oya Nationalpark. Hier erwartet uns Chandran, der Chef unserer lokalen Agentur in Sri Lanka und Besitzer von zehn Hotels mit über 600 Angestellten. Trotz der Corona-Krise hat er vor kurzem ein riesiges Grundstück im Gal Oya Valley erworben. Er möchte es uns unbedingt zeigen. Die Veddhas (oder Adivasi) – die Ureinwohner Sri Lankas – leben in dieser Gegend und betreiben normalerweise Brandrodung. Dank des neuen Projekts von Chandra finden sie eine Anstellung und erhalten einen Lohn, um ihre Familie durchzubringen. Das geplante Dschungel-Resort soll darum «Adivasi» heissen. In dessen Garten kultiviert Chandra Gelbwurz und verschiedene Gemüsesorten. Er plant Baumhäuser, Luxuszelte, einen Swimmingpool, ein Spa und verschiedene Trekkingrouten. In einem kleinen Fluss in der Nähe kühlen wir uns ein wenig ab und geniessen danach den Apéro. Abends führen uns die Veddhas ihre wilden Tänze auf. Müde und glücklich ziehen wir uns in die geräumigen Hauszelte mit Dusche/WC zurück…

High Tea im Hochland

Heute Morgen verabschieden wir uns von Hotelbesitzer Chandra und fahren ins Hochland nach Mandaram Nuwara auf rund 1450 m.ü.M. Hier hat Chandra eine kleine Tea Factory inmitten einer Tee-Plantage erworben und aus den Ruinen ein ansehnliches Hotel erbaut. Die Plantage wurde 1880 von den Engländern gegründet, sie bauten hier den Ceylon-Tea an. Wir sind die einzigen Gäste in diesem schmucken Hotel und das Personal bemüht sich sehr, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten: Uns wird ein herrliches Mittagessen mit sri-lankischen Currys serviert und natürlich ein frischer Tee direkt aus der Plantage. In der umgebauten Halle der Teefabrik geniessen wir ein «Teebad» im Jacuzzi. Für ein Bad im Swimmingpool ist es etwas zu kühl, denn heute ist es neblig und regnerisch. Nachmittags geniessen wir den High Tea auf der Wiese um anschliessend selbst etwas Tee zu pflücken. Die frischen Blätter werden über Nacht getrocknet. Die kühle Luft des Hochlandes lässt uns wunderbar schlafen.

Eine Hand voll Pilger und ein annullierter Flug

Heute dürfen wir die Produktion «unseres» Tees mitverfolgen. Der Tee, der am Vortag gepflückt wurde, wird in diversen Maschinen weiterverarbeitet. So entstehen die unterschiedlichen Sorten, die wir alle probieren dürfen. Nach einem ausgiebigen Curry-Frühstück fahren wir im Jeep in die Königstadt Kandy. Jeweils 11.00 Uhr ist es hier für Touristinnen und Touristen möglich, den buddhistischen Zahntempel von Kandy zu besuchen. Als Relikt wird hier ein Zahn Buddhas aufbewahrt. Der schöne Tempel ist eine der wichtigen buddhistischen Pilgerstätte des Landes. Am Vormitttag sind nur wenige Pilger unterwegs. Wir müssen uns die Hände waschen und der Zugang zum Tempel wird regelmässig desinfiziert. Mit Buddhas Segen fahren wir weiter ins Goldene Dreieck nach Sigiriya. Unterwegs erfahren wir, dass unsere Flüge mit der Airline der Emirates annulliert wurden. Die Emirate haben alle Flug-Verbindungen zum indischen Kontinent inklusive Sri Lanka eingestellt. Tatsächlich nehmen hier die Infektionen zu, mittlerweile sind es rund 2200 pro Tag – bei mehr als 20'000 Millionen Einwohnern deutlich weniger als in Europa. Unser Büro in Zürich bucht uns sofort neue Tickets. Wir werden mit Qatar Airways heimreisen – und nutzen die Chance, diese inspirierende Reise um einen Tag zu verlängern. Der schöne Strand von Passikudah an der Ostküste wäre nur zwei Fahrstunden. entfernt. Zuerst aber möchten wir das Resort «Ayurvie Sigiriya» im Landesinneren kennenlernen. Wir werden vom Team herzlich empfangen. Wieder sind wir die einzigen Gäste im Hotel. Begeisterte Gäste – was für ein traumhafter Ort!

Yoga am Löwenfelsen

Morgens erfahren wir, dass die Besichtigung vom berühmten Löwenfelsen für Touristen erlaubt ist. Normalerweise drängen sich hunderte von lokalen und internationalen Touristen auf den schmalen Treppen hinauf zum Löwenfelsen. Heute Morgen sind wir tatsächlich die einzigen Touristen weit und breit, das ist eine wahre Sensation. Wir bestaunen die Aussicht und die Malereien der Wolkenmädchen oder besser Apsaras (himmlische Nymphen). 
Der Yogalehrer Anura war früher Kampfsportlehrer, hat Yoga in Rishikesh gelernt und arbeitet jetzt als Yogalehrer im Ayurvie Sigiriya. Von der erhöhten Yoga-Shala schweift der Blick über die Reisfelder. Auf den umliegenden Bäumen fliegen Vögel und hüpfen Pfauen umher, es gibt wohl kein schönerer Ort, um sich in den Yoga Asanas zu üben. Neben dem Tschirpen der Vögel und Schreien der Pfauen hört man in der Ferne Lautsprecher vom Kloster mit Rezitationen von buddhistischen Mönchen.
Anura bekräftigt während dem Yoga immer wieder, wie wichtig die regelmässige Praxis für einen gesunden Körper und Geist sei. Für mich eine willkommene Fortsetzung meiner Yogaerfahrung auf dieser Reise.
 
Die Küche im Hotel ist sensationell, das offene Restaurant ideal in der Coronazeit, in der Küche wird traditionell mit Feuerholz gekocht und es wird ausschliesslich Geschirr aus der eigenen Töpferei verwendet.
 
Der Laden mit dem „Elefantenjauchepapier“, war leider geschlossen. In der Gegend rund um Sigiriya leben viele Elefanten, jeder Bauer muss sein Feld von den Dickhäutern schützen.
 
Foodie
Sieht aus und schmeckt etwas wie Fleisch: Baby Jackfruit, das faserige Gemüse schmeckt wunderbar und ist ein toller Fleischersatz.

Der Mönchsfelsen Pidurangala

Eigentlich wären wir heute gerne an einen Strand an der Ostküste weitergereist, doch die Corona-Situation verschärft sich weiter. Es werden für die kommenden Tage weitere lokale Lockdowns verhängt und Reisen innerhalb des Landes sind nur mit Genehmigung erlaubt. Wir sind unschlüssig. Sollen wir direkt nach Colombo reisen? Ein weiterer PCR-Test steht an, ohne das negative Resultat ist die Reise in die Schweiz nicht möglich. Jetzt erfahren wir, dass in Colombo ebenfalls ein Lockdown verhängt wurde. Es wird also nichts aus der geplanten Shoppingtour. Nach dem Frühstück entscheiden wir uns, an diesem wunderschönen Ort hier in Sigiriya zu bleiben. Wer jetzt während der Pandemie eine Reise unternimmt, muss noch flexibler als sonst auf Reiseplanänderungen gefasst sein. Unsere lokale Agentur unterstützt uns bei der kurzfristigen Umgestaltung der Reise. Der Yogalehrer und alle Angestellten des Hotels sind sichtlich erfreut, dass wir noch bleiben, wir sind seit langem die ersten Gäste. 
Wir dürfen die Umgebung erkunden: Wir besteigen den Pidurangala Rock, er steht gleich vor dem bekannten Löwenfelsen und ragt rund 200 Meter aus dem Dschungel. Statt der üblichen 30 USD kostet der Eintritt jetzt nur 500 LKR (CHF 3). Es ist ein anspruchsvoller Weg und wir wurden vor Schlangen gewarnt… Ein wunderbar schattiger Pfad führt uns auf den Felsen, unterwegs finden wir die Überbleibsel von ehemaligen Einsiedeleien – die letzten Meter verlangen gutes Schuhwerk und tatsächlich einen kurzen Klettereinsatz. Oben angelangt ist die Aussicht auf den Löwenfelsen sagenhaft! Kaum zu glauben: In den letzten zwei Monaten sollen keine 30 Leute hier oben gewesen sein. 

Foodie
Das Krabbencurry von Batticola ist weltberühmt
Für Vegetarier gibt es frittierte Hummingbird-Blumenblätter, eine wahre Delikatesse

Das Fazit der Reise

Wir lassen nochmals unsere Reise Revue passieren. Die Highlights der Tour waren sicher die Ayurveda-Kur im Ayurvie in Weligama und die kurze Rundreise mit dem Besuch der Ostküste, der Teeberge und der Aufenthalt im Ayurvie in Sigiriya. Jetzt haben wir selber erlebt, was es heisst, in diesen speziellen Zeiten eine Fernreise zu unternehmen.

Auf Rundreisen ist sicher eine gewisse Flexibilität gefragt.

Wer sich für eine Ayurveda-Kur in Sri Lanka entscheidet, kann diese ohne grosse Einschränkungen geniessen. Wir haben uns zu jedem Zeitpunkt sicher gefühlt. Wichtig ist sicher die Wahl der Unterkunft und die Betreuung vor Ort.

Immer noch frisch erholt von der Ayurveda-Kur berate ich Sie gerne, wenn Sie eine Reise nach Sri Lanka planen. Und natürlich hoffe ich, ich konnte Ihnen mit diesem Reiseblog ein wenig Ferienstimmung in die heimische Stube bringen. 

 

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