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Ayurveda
23 Mai 2024

Warum Yoga und Ayurveda zusammengehören

Erfahrungen während meiner 2-wöchigen Ayurveda-Kur in Kerala, von Daniela Hofmann

Mit grosser Vorfreude kehrte ich erneut nach Indien zurück, diesmal, um mich einer Panchakarma-Behandlung im Manaltheeram Ayurvedic Beach Village in Kerala zu unterziehen. Nach zehn Jahren intensiver Beschäftigung mit Ayurveda und einer früheren Erfahrung mit Panchakarma hatte ich eine ungefähre Vorstellung dessen, was mich erwarten würde.

Panchakarma – die Königsdisziplin im Ayurveda

Ich war bereit, mich erneut auf den Prozess der Reinigung auf allen Ebenen einzulassen. Panchakarma, übersetzt als "die fünf Handlungen", bezieht sich auf gezielte Entgiftungsverfahren, die darauf abzielen, die aus dem Gleichgewicht geratenen Doshas wieder ins Lot zu bringen. Da die Behandlung ganzheitlich ist, werden die physischen, geistigen, emotionalen und energetischen Aspekte berücksichtigt.

Die Behandlungsmethoden werden je nach individuellem Ungleichgewicht angepasst und können vielfältig sein. Beispiele sind Abhyanga-Massagen (Ölmassagen), Shirodhara (Stirnguss), Einläufe sowie Peelings, Kräuterbäder und Saunen.

Während einer solchen Behandlung ist Entspannung und Selbstreflexion von grösster Bedeutung. Zu viel Aktivität könnte die Effektivität beeinträchtigen und den Heilungsprozess stören. Yoga und Meditation sind integrale Bestandteile einer ayurvedischen Behandlung. Diese Philosophien sind eng miteinander verbunden und werden oft als Schwesterphilosophien betrachtet.
 

Die Bedeutung von Yoga während einer Ayurveda-Kur

Ich möchte die Bedeutung und Wichtigkeit von Yoga während einer Ayurveda-Behandlung sowie meine eigenen Erfahrungen damit teilen. Als Yogalehrerin folge ich nicht nur dem ayurvedischen, sondern auch bewusst dem yogischen Weg. Ich habe mehrere Yogaausbildungen in Indien absolviert und bin mit der indischen Kultur vertraut.

Die yogisch-ayurvedische Philosophie besagt, dass wir 72.000 Energiekanäle (Nadis) in unserem Körper haben, ähnlich den Meridianen, jedoch unter Berücksichtigung noch feinerer Energieströme. Durch unsere moderne Lebensweise sind diese Kanäle oft blockiert, wodurch die Energie stagniert und nicht frei fliessen kann. Wenn diese Stagnation nicht behoben wird, können körperliche oder mentale Beschwerden auftreten. Eines der Ziele einer Ayurveda-Behandlung ist es, diese Nadis zu reinigen, damit die Energie wieder frei fliessen kann und wir uns ausgeglichen, erfüllt und gesund fühlen. Yoga spielt dabei eine zentrale Rolle. Im Yoga werde Atemübungen in Kombination mit spezifische Asanas (Körperhaltungen) kombiniert, um die Energie zu reinigen und wieder in ihren Fluss zu bringen. 
 

 

 

Agni – das Verdauungsfeuer

Auch das Agni, das Verdauungsfeuer, steht im Zentrum des Ayurveda und einer Reinigungskur. Es ist nicht nur für die Verdauung von Nahrungsmitteln verantwortlich, sondern auch für die Verarbeitung von Erfahrungen auf energetischer Ebene und auch dies wird mit spezifischen Yogaübungen unterstützt werden.

Die 3 Doshas im Ayurveda

Im Ayurveda betrachten wir alles durch die 'Dosha-Linse‘; Doshas sind bioenergetische Prinzipien in der ayurvedischen Lehre, die die physischen und mentalen Aspekte eines Menschen steuern und als "Körpergeist-Typen" beschrieben werden.

Alle Imbalancen können den 'Doshas‘ zugeordnet werden, und auch die täglichen Aktivitäten werden dem aktiven Dosha entsprechend angepasst, da Jahreszeiten, Tageszeiten, Alter und sogar Körperteile jeweils einem Dosha zugeordnet werden.

Kleiner Exkurs in die Dosha-Lehre:

Vata: Das Vata Dosha ist der herbstliche Wirbelwind in der Runde und ist aktiv von 02:00-06:00 Uhr oder von 14:00-18:00 Uhr. Diese Zeit eignet sich gut für Kreativitiät, sanfte Bewegungen und spirituelle Praktiken. Daher wird auch Yoga und Meditation zu diesen Zeiten empfohlen. Streng genommen wäre es 2 Stunden vor Sonnenaufgang am besten, da man hier die beste Verbindung zum Unterbewusstsein hat.

Pitta: Das sommerlich feurige Pitta Dosha dominiert von 12:00-14:00 Uhr und von 00:00-02:00 Uhr, es ist für unseren Stoffwechsel und unser Verdauungsfeuer zuständig ist. Daher sollten wir um die Mittagszeit unsere grösste Mahlzeit einnehmen und vor 22:00 Uhr schlafen, da sich der Körper dann in der Regenerationsphase befindet.

Kapha: Das geerdete, liebevolle und frühjährliche liebevolle Kapha Dosha ist von 06:00-10:00 Uhr und von 18:00-22:00 Uhr aktiv. Hier eignet es sich, aktiv zu und in Bewegung zu sein, leicht zu essen, da wir zu dieser Zeit etwas träg und langsam sind.

Natürlich sind diese Doshas einiges komplexer, aber ich hoffe, das hilft für ein besseres Verständnis. Die Doshas findet man überall um uns herum und in uns. In jedem von uns sind diese Doshas unterschiedlich verteilt, was uns einzigartig und in uns selbst perfekt macht.

Zum Beginn einer Ayurveda-Kur mit gezielten Befragungen, Beobachtung und Untersuchungen festgestellt, welches der Doshas momentan aus der Balance geraten ist und die Kur wird entsprechend dessen kreiert, um diese Balance wiederherzustellen. 

Bei mir war diesmal mein Vata und Pitta, das besänftigt werden durfte, ganz anders übrigens als in meiner letzten Ayurveda-Kur, was auch normal ist, denn die Doshas befinden sich in stetiger Veränderung. Vata ist oft das erste Dosha, das aus der Balance gerät und kann, wenn rechtzeitig erkannt, auch relativ schnell wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Typische Vata-Imbalancen zeigen sich durch Stress, Anspannung, Unruhe, Panikattacken, Gedankenkarussell, Erschöpfung, Nervosität, Schlafschwierigkeiten, Blähungen usw. Zu viel Pitta zeigt sich unter anderem durch Entzündungen, Gereiztheit, inneren Drang immer etwas tun zu müssen, Perfektionismus, Sodbrennen oder Durchfall. Eine Kapha Imbalance kann sich durch Wassereinlagerungen, Trägheit, verlangsamter Stoffwechsel, Niedergeschlagenheit bis Depression zeigen.

In meinem Fall war der Hauptfokus Erdung und Beruhigung des Nervensystems. 

Die Wichtigkeit von Yoga und Meditation während einer Ayurveda-Kur

Wie schon erwähnt, spielt Yoga als Unterstützung einer Panchakarma-Kur eine wichtige Rolle, auch hier gibt es für jedes Dosha spezifische Yogaübungen die empfohlen werden und eine Yogaklasse zielt darauf ab, alle Doshas auszugleichen. Yoga wird idealerweise früh morgens auf nüchternen Magen praktiziert, um die Energie des Vata-Doshas optimal zu nutzen.

So stand ich also voller Vorfreude früh morgens mit meiner Matte unter dem Arm in der Yogahalle und wurde von meinem Yogalehrer begrüsst. Ich wurde in die "Advanced" Klasse eingeteilt, und so war ich die ersten Tage die Einzige in dieser Klasse, was meinem Yogalehrer und mir Zeit gab, über die yogische und ayurvedische Lehre zu philosophieren. Die Yogastunde war eher dynamisch mit einigen fortgeschrittenen Übungen wie dem Kopfstand. Eine solche Yogapraxis eignet sich sehr gut für den Morgen, da sie aktivierend wirkt.

Nach der Klasse fühlte ich mich klar und wach, und eine innere Zufriedenheit machte sich breit, besonders jetzt, da ich wusste, dass ich danach meine Ayurveda-Behandlungen geniessen durfte. Die Anfängerklassen im Resort fanden am Abend statt, entsprechend den jeweiligen Energien. So wurde die Abendklasse etwas sanfter praktiziert, da man sich auf den beruhigenden Abend vorbereiten wollte. Alles wird den aktuellen Tagesenergien oder eben den Doshas angepasst.

Ayurveda empfiehlt generell den Tag mit Yoga und Meditation zu beginnen und sich optimal auf den Tag und insbesondere die Ayurveda-Behandlungen vorzubereiten. Denn wenn wir entspannt und empfänglich in die Ayurveda-Behandlung eintreten, kann die Wirkung noch tiefergreifender und langfristiger sein. 

Yoga und Meditation stärken auch mental und emotional, denn bei einer einer Panchakarmakur reinigen wir uns nicht nur von körperlichen Schlacken oder Giftstoffen, die sich über die Jahre angesammelt haben, sondern auch von emotionalen Erlebnissen aus der Vergangenheit. Es ist nicht selten, dass alte Gefühle hochkommen und man sich nicht gut fühlt. Yoga mit seinen wertvollen Techniken (Körperübungen, Atemübungen und Meditation) wirkt hier auf liebevolle Art unterstützend und beruhigend auf das Nervensystem.

Was nahm ich mit aus meiner Ayurveda-Kur im Manaltheeram in Indien


Fazit: Yoga ein fester Bestandteil einer Ayurveda-Behandlung, da es den Prozess energetisch abrundet Das unglaubliche Potenzial der beiden Schwester-Lehren kann vor allem wenn kombiniert angewendet, genutzt werden, denn sie ergänzen sich wunderbar. Die Körperübungen in Verbindung mit dem Atem unterstützen den Reinigungsprozess optimal und stellen eine liebevollere Verbindung zum eigenen Körper her und reinigen die Gedanken, so dass wir uns noch mehr auf die Kur einlassen und somit natürlich noch mehr davon profitieren können.

Ayurveda muss nicht in Indien enden.

Man kann Ayurveda und Yoga in den Alltag integrieren und sich täglich unterstützen. Es macht einen grossen Unterschied, den Tag mit ein paar Sonnengrüssen, Atemübungen und Meditation zu beginnen und als Erstes warmes abgekochtes Wasser zu trinken, sich bewusst auf den Tag einzustimmen, anstatt aus dem Bett zu springen und gleich zur Kaffeemaschine zu gehen. Es ist möglich, kleine Veränderungen vorzunehmen und so neue nährende und unterstützende Gewohnheiten in das Leben zu integrieren, die langfristig eine innere Zufriedenheit und Gelassenheit bringen. Das hat einen Einfluss auf unsere Gesundheit, denn Ayurveda und Yoga haben schon immer gewusst, dass alles im Inneren beginnt.

Daniela Hofmann arbeitete in den Jahren 2022-2024 für Insight Reisen. Als Yogalehrerin und Transformationscoach integriert sie die ayurvedische Lebensweisheit in ihre Arbeit.

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Kurzübersicht:
  • Panchakarma - die Königsdisziplin im Ayurveda 
  • Die Bedeutung von Yoga während einer Ayurveda-Kur
  • Agni - das Verdauungsfeuer
  • Die 3 Dohas im Ayurveda - Exkurs in die Doshalehre
  • Die Wichtigkeit von Yoga und Meditation während einer Ayurveda-Kur
  • Was nahm ich mit von meiner Ayurveda-Kur im Manaltheeram in Indien
  • Ayurveda muss nicht in Indien enden