Zurück
Asien
16 Januar 2024

Asienreise hautnah - Teil 4: Japan

Reisebericht von Katrin Pletscher

Begleiten Sie mich auf meiner Reise durch Asien! Ich befinde mich aktuell mit meinem Freund auf einer längeren Asienreise, von der ich gerne meine spannendsten und interessantesten Erfahrungen teile.
Wir sind Anfang Mai 2023 aufgebrochen und werden Asien in diesem Jahr sowohl kulturell als auch kulinarisch erkunden.

Ankunft in Japan

Mit einer Fähre der New Camellia Line fahren meine Freundin und ich über Nacht von Busan in Südkorea nach Fukuoka im Süden Japans. Die Überfahrt verläuft recht ruhig, obwohl es draussen blitzt und stürmt und wir erreichen die Küste Japans am frühen nächsten Morgen. Bis wir von Bord des Schiffes können, ist es ca. 8 Uhr. Eine angenehme Zeit, um den neuen Tag zu starten.

Fukuoka liegt im Norden der südwestlichen Hauptinsel Kyūshū. Die Stadt ist bekannt für das leckere Streetfood. Das hiesige Nachtleben erfreut sich grosser Beliebtheit. Da wir beide das traditionelle Japan lieben, besuchen wir den Ohori Park. Hier befinden sich unter anderem ein japanischer Garten und die Ruinen der Burg Fukuoka. Wir geniessen die Ruhe und Idylle im Garten, welcher wunderschön gepflegt ist. Das Personal ist wie immer in Japan höflich und nett. Man fühlt sich sehr willkommen. Das ist einer der Gründe, wieso ich Japan immer wieder gerne besuche.

Wir reisen hauptsächlich mit dem ÖV, was in Japan eine sehr angenehme Art zu reisen ist. Für Zugfahrten haben wir einen Japan Rail Pass gekauft, so können wir das gesamte Bahnnetz der JR (Japan Railway) ohne weitere Kosten nutzen. Von Fukuoka aus machen wir spontan einen Tagesausflug nach Nagasaki. Dort besuchen wir den Peace Park und das Atombombenmuseum, eine sehr eindrückliche, aber auch traurige Erfahrung. 
Als Ergänzung zum Japan Rail Pass besorgen wir uns noch eine IC-Card. Es handelt sich dabei um eine wiederaufladbare Karte, die man als Metro- und Busfahrkarte sowie als Zahlungsmittel für Einkäufe in vielen Läden und sogar einigen Restaurants benutzen kann. Diese Karten können in ganz Japan benutzt werden und vereinfachen das Bezahlen enorm.

Wir fahren über einige Zwischenstopps nach Tokyo, wo meine Freundin den Rückflug antritt.

Erste Eindrücke in Tokyo

Ich bleibe dieses Mal aber nicht lange allein. Mein Freund kann sich endlich wieder unserer Reise anschliessen. Gemeinsam verbringen wir einige Tage in Tokyo und warten auf unseren Kollegen aus der Schweiz, mit dem wir Japan drei Wochen lang zusammen bereisen werden. Da er das erste Mal nach Japan reist, haben wir die wichtigsten Stopps plus einige Überraschungen für ihn eingeplant.

Wir bleiben die ersten Tage in Tokyo. Da das Wetter im September immer noch sehr heiss ist, besuchen wir den Meiji-Schrein. Der Weg dorthin führt durch einen Wald mit grossen Bäumen, die kühlen Schatten spenden. Riesige Torii säumen den Kiesweg, der zum Schrein führt. In der Mitte des Waldes liegt der Hauptkomplex des Schreins, wo man dank zahlreicher Beschilderungen mehr über die traditionellen Shinto-Rituale lernen kann. 
Um einen Überblick über die riesige Metropole zu erhalten, bietet sich ein Besuch zum Tokyo Metropolitan Government Building South Observatory an. Es handelt sich hierbei um eine Aussichtsplattform im 45. Stock des Regierungsgebäudes. Im Gegensatz zum berühmten Toyko Skytree oder Tokyo Tower kann man hier gratis in die Höhe fahren um die fantastische Aussicht in alle Richtungen zu geniessen.

Wenn man in Tokyo ist, darf natürlich ein Ausflug in den Stadtteil Asakusa nicht fehlen. Hier ist es immer lebhaft und erinnert an ein Tokyo vergangener Zeiten, besonders in der Nähe des Senso-ji Tempels. Es gibt hier viele Händler, die traditionelles Handwerk anbieten. Wir greifen zu und kaufen uns zwei japanische Küchenmesser.
Ganz im Gegensatz dazu steht ein Abstecher nach Akihabara. Dort wird uns ein völlig anderes Bild von Tokyo gezeigt. Es wimmelt hier von Elektronikhändlern und riesigen Kaufhäusern, wo man unzählige Mangas, Animefiguren und Videospiele finden kann. Dazu kommen die lauten Arkaden und Spielhallen mit Greifautomaten, die immer gut besucht sind. 

Nach einigen Tagen geht es im Shinkansen weiter nach Kyoto, einer meiner Lieblingsorte in Japan. 

Kyoto und Umgebung - Teil 1

Nach einer etwa zweistündigen Zugfahrt im Shinkansen, welche wir mit dem Verzehr einer leckeren Bentobox überbrücken, kommen wir in Kyoto an. Ich fühle mich sofort wohl hier, denn ich liebe die Atmosphäre und die traditionellen Gebäude von Kyoto. Es gibt hier unendlich viel anzusehen. Die Nähe zu anderen Städten wie Osaka, Nara oder Kobe macht die Stadt zu einem guten Ausgangspunkt für etliche Ausflüge. Am Abend schlendern wir nach Gion – das Geisha-Viertel von Kyoto.

Als erstes Ausflugsziel machen wir uns auf zu den Universal Studios in Osaka. Hier bestaunen wir das Schloss Hogwarts sowie das Supermarioland, welche beide mit viel Liebe zum Detail gebaut wurden. Auch für (jung gebliebene?) Erwachsene gibt es hier sehr viel zu sehen und  zu tun. Wir sind den ganzen Tag beschäftigt und überwältigt von den Eindrücken. Abends besuchen wir noch kurz das Unterhaltungsviertel Dotonbori in Osaka. Ein Foto vom berühmten Glico-Läufer ist wie bei jedem Besuch hier obligatorisch.
 
In Kyoto selber wollen wir auch einige der Tempel besichtigen. Wir wählen für den Besuch des Kiyomizu-dera-Tempels den Tag, an dem das Seiryu-e Festival stattfindet, also das Blue Dragon Festival. Das Fest ist dem blauen Drachen des Ostens gewidmet, einem der vier himmlischen Wächtergöttern, die Kyoto beschützen. Der feierliche Umzug, mit der 18 Meter langen Drachenfigur und den begleitenden Mönchen und Wächtern, ist ein eindrückliches Ereignis. Vom Kiyomizu-dera führen schmale Gässchen, gesäumt von etlichen Verkaufsständen und Läden im traditionellen Baustil wieder den Hügel hinab. 
Ich empfehle den Fushimi Inari Taisha am Abend zu besuchen. Besonders bekannt sind die mit tausenden, orangefarbenen Torii geschmückten Wege den Hügel hinauf. Von oben hat man eine fantastische Aussicht über die Stadt, welche in der Abenddämmerung wunderschön ist. Am Abend befinden sich deutlich weniger Leute auf der Anlage und es ist weniger heiss. Jedoch muss man sich gegen Mücken einsprühen, sonst wird der Aufstieg eine Qual.

Kyoto und Umgebung - Teil 2

Unser nächstes Ausflugsziel ist Nara. Nara ist unter anderem für die Sikahirsche bekannt, welche frei im Park herumlaufen. Wir kaufen uns an einem der zahlreichen Stände Futter für die Hirsche und machen uns daran, diese zu füttern. Daran haben sowohl Tier als auch Mensch viel Freude. Es kann aber vorkommen, dass die Hirsche etwas aggressiver Nahrung fordern oder an den Kleidern knabbern. Daher ist es ratsam, das Futter zu verstecken und immer einzelne Tiere zu füttern. Da wir in Nara sind, besuchen wir den wunderschönen buddhistischen Tempel Todai-ji. Dessen Haupthalle ist das grösste, rein aus Holz gebaute Gebäude der Welt. Im Innern befinden sich riesige, eindrückliche Buddhastatuen.

Zurück in Kyoto fahren wir aufs Land zum japanischen Schwertschmied Masahiro. Bei ihm haben wir einen Workshop besucht, wo wir mehr über die Macharten der japanischen Schwerter (Katana) erfahren. Zudem dürfen wir selbst Hand anlegen und ein Messer schmieden. Mithilfe einer Übersetzerin überwinden wir die sprachliche Hürde und lernen viel über das Katana. Anhand der Form, Länge und der Härtelinie (Hamon) des Schwertes kann man bestimmen, aus welcher Zeit und an welchem Ort dieses hergestellt wurde. Bei den neuzeitlich hergestellten Schwertern spielen diese Faktoren jedoch keine Rolle mehr.
Anschliessend geht es in die Schmiede. Die Demonstration vom Meister höchstpersönlich sieht sehr einfach und simpel aus. Beim eigenen Versuch merken wir aber, dass diese Arbeit sehr hart ist und viel Finesse erfordert. Einige von uns schlagen mit dem Hammer zu fest und plätten das Metall zu stark. Andere setzen zu wenig Kraft ein und bewirken nichts mit ihren Schlägen. Zum Glück greift uns nach einer Weile Schwertschmied Masahiro unter die Arme und formt unsere unbeholfenen Versuche mit wenigen Handgriffen zu eleganten Messern. Der Workshop ist eine grossartige, lehrreiche Erfahrung und als Souvenir kann man das selbst geschmiedete Messer mit nach Hause nehmen.

Wenn man in Kyoto ist, sollte man unbedingt einen Besuch nach Arashiyama einplanen. Dieser Bezirk am westlichen Stadtrand von Kyoto bietet landschaftliche Schönheit und historische Tempel. Durch den weltberühmten Bambushain zu spazieren ist ein spezielles Erlebnis. Man kann auch dem Fluss entlang flanieren, die hölzerne Togetsukyo-Brücke überqueren und in den vielen Shops nach Souvenirs stöbern. Der Tenryuji Tempel ist immer einen Besuch wert, sein Garten zählt zu den schönsten in Kyoto.
 
Von Kyoto aus unternehmen wir noch einen letzten Ausflug nach Himeji, bevor wir weiterziehen. Himeji ist vor allem bekannt für die wunderschöne weisse Burg, welche zu den nationalen Kulturschätzen Japans gehört. Zur Burg gehören ein Garten und ein interessanter Wehrgang, wo man mehr über die früheren Bewohner der Burg erfährt. Die Burg selbst kann man von Innen besichtigen. Im Gegensatz zu anderen Burgen in Japan hat sie aber keine Innenausstattung. Man betritt die Burg barfuss und kann so die angenehm kühlen Holzböden schätzen. 
Gleich neben der Burganlage gibt es den japanischen Garten Koko-en, den man unbedingt besuchen sollte, wenn man nach Himeji fährt. Es ist ein kleiner, in 9 Bereiche unterteilter Garten, die alle ein unterschiedliches Thema zeigen. So gibt es einen Bambusgarten, einen Kieferngarten, ein Garten mit Hügel und Teich, ein Teehaus, etc. 
Auf der Rückfahrt nach Kyoto stoppen wir in Kobe, um das berühmte Kobe-Beef zu probieren. Wir entscheiden uns für ein Teppanyaki-Restaurant und haben Glück, dass wir ohne Reservation spontan noch drei Sitzplätze bekommen. Das Essen ist ein kulinarisches Erlebnis, unser Koch serviert uns immer wieder kleine, köstliche Häppchen. Das Kobe-Beef ist butterzart und dank des hohen Fettgehalts sehr schmackhaft. 

zum Anfang